Wie schnell aus Theorie Praxis wird

Ein Notfallmediziner referiert im Golfclub Düsseltal über Notfälle, als ein Zuhörer in sich zusammensackt.

Wie schnell aus Theorie Praxis wird
Foto: Staschik

Haan. Wie schnell es zu einem Notfall kommen kann, zeigte sich am Mittwochabend im Golfclub Haan-Düsseltal: Mehr als 50 Mitglieder hatten sich in ihrem Golfclub eingefunden, wohin Ehrenpräsident Dr. Christian Clausen zur dritten medizinischen Vortragsreihe eingeladen hatte. Internist Dr. Bernhard Plath, ärztlicher Leiter der zentralen Notfallaufnahme der St. Lukas Klinik in Solingen. referierte über „internistische Notfälle auf dem Golfplatz“, zu denen Ohnmacht, Schlaganfälle oder gar ein Herzstillstand zählen, als in seiner unmittelbaren Nähe ein Gast bewusstlos in sich zusammensackte.

Clubmitglied und Moderator des Abends, Dr. Markus Meibert, Chefarzt der Chirurgie am St. Lukas, saß neben dem Herrn, bemerkte die Situation als erstes und fing den Senior auf. Das, worüber Plath noch vor wenigen Sekunden gesprochen hatte, wurde nun blitzschnell umgesetzt: Vorsichtig legten die Ärzte den Mann auf den Boden. Während Plath noch versuchte, den Senior anzusprechen, tastete er nach dem Puls. Er hatte dem Mann längst die Oberbekleidung hoch gerissen, wollte zur Herzdruckmassage ansetzen, als Meibert Entwarnung gab: „Er hat Puls.“

Die zwei Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, die für die anschließende Reanimationsübung Puppen mitgebracht hatten, eilten zu Hilfe. „Jemand soll den Rettungswagen rufen“, rief die DRK-Helferin. Sie versorgten den Senior, legten seine Beine hoch. Das, hatte Plath noch in seinem Vortrag erklärt, sei wichtig, um das Blut wieder zurück zu führen. Dank der vorbildlichen Ausrüstung im Clubhaus mit Notfallkoffer konnte der Senior, der längst wieder bei Bewusstsein war, versorgt werden, bis der Krankenwagen eintraf. „Sie werden ihn jetzt vorsichtshalber mitnehmen und durchchecken, ein EKG schreiben und schauen, was die Ohnmacht ausgelöst hat“, erklärte Plath.

Sackt plötzlich jemand zusammen, sei als erstes immer zu überprüfen, ob der Mensch noch atmet. Wenn nicht, liege wahrscheinlich ein Herzstillstand vor und eine sofortige Reanimation sei nötig. Dafür, erklärte Plath, sei es wichtig, den Oberkörper frei zu legen und im unteren Drittel des Brustbeins, zwischen Schlüsselbein und Rippenbogen, kräftig zu drücken, 100 Mal pro Minute.

Mit dem Rhythmus einiger Lieder, wie etwa „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees, kann man sich das gut merken. Die Mund-zu-Mund-Beatmung könne ausgelassen werden. „Das Drücken ist viel wichtiger.“ Denn in der Regel sei noch genug Sauerstoff im Blut, das durch das Drücken zirkuliere. Dass dabei manchmal einige Rippen zu Bruch gingen, sei normal, beruhigte Plath. „Da muss man sich überwinden und weiter drücken. Die gebrochenen Rippen kann man behandeln.“ Für Erich Rattay (69) war es ein wertvoller Vortrag: „Wir haben ja gesehen, wie schnell etwas passieren kann.“ Er fühle sich nun etwas sicherer.

Auch Andrea Wiens (49) und Freundin Astrid Lerch (55) bewerten den Abend positiv: „Ich finde es gut, vor allem, dass man das hier auch mit den Puppen ausprobieren kann“, sagte Wiens. „Wenn man es selbst mal gemacht hat, verliert man in der Notfallsituation wahrscheinlich auch die Hemmung“, erklärte Lerch.

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