Waldorfschüler ist bester Vorleser

Moritz Valentin von Nieswandt bestach die Jury mit seinem Auftritt. Er wird beim Kreisentscheid in Wülfrath antreten.

Waldorfschüler ist bester Vorleser
Foto: Staschik

Haan. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Gelassenheit Alina Herrmann (elf Jahre, städtisches Gymnasium), Antonia Barwinksy (elf Jahre, Hauptschule Zum Diek), und Moritz Valentin von Nieswandt (zwölf Jahre, Waldorfschule Gruiten) ihrem Leseauftritt vor rund 120 Schülern, Lehrern und der Jury entgegenschauen. Völlig regungslos und scheinbar tiefenentspannt sitzen sie an ihren Tischen auf dem Podest. Einzig Wanda Demray von der Emil-Barth-Realschule zeigt ein wenig Nervosität und gibt sie auf die Frage nach Lampenfieber auch ganz offen zu. „Ich habe ziemlich schlecht geschlafen“, sagt die Elfjährige zu Moderatorin (und ehemaliger Vizebürgermeisterin) Ingrid Obermann, die sich auch mit 80 Jahren die Freude an der Juryteilnahme im Vorlesewettbewerb nicht nehmen lässt. Leider ist es dann auch die Realschülerin, die am längsten auf ihren ersten Lesebeitrag warten muss.

Die erste Runde „Lesen aus dem Lieblingsbuch“ startet Alina und setzt die Maßstäbe hoch: Die Schülerin mit den unzähligen Hobbys (Trompete, Harfe, Schauspiel, Tanz, Lesen, Geschichten und Lieder schreiben) liest recht keck und selbstbewusst aus „Der Drachenflüsterer“. Ihre Lesegeschwindigkeit ist angenehm, sie versetzt sich stimmlich gekonnt in die Sprechrollen. Antonia, deren einziges Hobby Lesen und nochmals Lesen ist, hat das Buch „Lola in geheimnisvoller Mission“ mitgebracht, ihre Aussprache ist extrem deutlich und klar.

Dann ist Moritz Valentin an der Reihe. Er liebt Saxofon spielen und Tennis und hat sich als Textprobe einen Ausschnitt aus „Miles & Niles“ ausgesucht, ein Jugendbuch, in dem der aufgeweckte und freche Junge Miles in ein „Kuhkaff“ zieht und sich dort neu behaupten muss. Für den Lesevortrag von Moritz das perfekte Buch: Es ist gespickt mit Wortwitz, und für den Waldorfschüler ist es ein Leichtes, auch ironische oder gar sarkastische Passagen richtig zu betonen. Dann endlich ist auch Wanda dran, und sie liest, trotz ihrer Nervosität, fließend, wenn auch etwas zu schnell. Für die zweite, die „Fremdtextrunde“, hat Stadtbüchereileiter Roman Reinders das bekannte Kinderbuch „Mathilda“ von Roald Dahl ausgesucht. Alle vier Schüler beweisen auch hier noch einmal ihre ganz individuellen Lesestärken, bei dem ein oder anderen gibt es noch Schwachstellen, die ganz sicher bei so viel genereller Lesefreude schnell verschwinden werden. Nach rund einer halben Stunde Wartezeit hat sich die Jury, bestehend aus Politikern der einzelnen Ratsfraktionen, einem Lions-Club-Mitglied und der vierköpfigen Schülerjury (bestehend aus den Lesegewinnern des vergangenen Jahres), entschieden. Nicht ganz überraschend gewinnt Moritz Vincent von Nieswandt den Wettbewerb. Es gibt großen Applaus von allen Anwesenden, viele seiner Mitschüler drücken den fast ein wenig verlegen wirkenden Gewinner an sich oder beglückwünschen ihn aus vollem Herzen, auch zu seiner Qualifikation zur Kreismeisterschaft in Wülfrath.

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