Vernachlässigte Grabstätten

Bei 30 Jahren liegt die Nutzungs- dauer für Gräber aufgrund der Bodenverhältnisse. Das macht der Stadt zu schaffen, denn oft leidet die Grabpflege.

Haan. Wenn die Kulturpflanzen nicht mehr zu erkennen sind, wenn Unkraut und sogenannte Wildkräuter wuchern und sich auch auf Nachbargräber auszubreiten drohen, dann spricht die Stadt von ungepflegten Grabstätten und muss tätig werden.

„Oft stört ein ungepflegtes Grab ein ganzes Grabfeld und damit auch die Menschen, die die angrenzenden Gräber pflegen“, sagt Bernd Duske, der als Bauverwaltungsamtsleiter auch für den städtischen Waldfriedhof an der Leichlinger Straße zuständig ist.

Dort gilt — nach vom geologischen Dienst durchgeführten bodenkundlichen Untersuchungen — eine Nutzungsdauer der Gräber von je 30 Jahren. „Und das macht uns zu schaffen“, sagt Duske, der auch immer wieder über das Amtsblatt der Stadt Haan Angehörige von Verstorbenen, die auf dem Friedhof begraben sind, auffordert, ihrer Verpflichtung zur Grabpflege nachzukommen.

„30 Jahre sind einfach zu lang“, sagt Duske. „Am Anfang machen uns die Gräber keine Probleme. Die Angehörigen nehmen das Bepflanzen und Unkraut jäten ernst, vor allem dann, wenn es sich um den verstorbenen Partner handelt.“

Stirbt der Hinterbliebene aber nach 15, 20 Jahren auch, pflegen die Kinder das Grab in der Regel noch etwa fünf Jahre lang. „Denen wird das aber irgendwann lästig und sie vernachlässigen das Grab“, sagt Duske.

Nimmt das Unkraut überhand, beschweren sich andere Friedhofsbesucher. Wenn das ungepflegte Grab auch dem von der Stadt beauftragten Friedhofsgärtner ins Auge fällt, informiert dieser Bernd Duske und seine Mitarbeiter in der Friedhofsverwaltung.

Diese bemühen sich dann, die Angehörigen der dort Begrabenen ausfindig zu machen. „Das ist mitunter sehr mühsam, wenn wir Anfragen bei verschiedenen Einwohnermeldeämtern starten müssen“, sagt Duske.

Auch mit Aufklebern an den Grabsteinen oder Hinweisen an den Grabstellen sucht die Stadt nach noch lebenden Familienmitgliedern. Sind diese gar nicht zu finden, übernimmt die Stadt die Pflege.

„Aber wir pflanzen dann keine Blümchen oder harken jede Woche die Erde“, versichert Duske, dass die Stadt keine aufwendige Grabpflege durchführe. Vielmehr würden alle Pflanzen inklusive des Unkrauts entfernt und Rasen ausgesät. „Das ergibt optisch ein vernünftiges Bild“, sagt Duske.

Das regelmäßige Mähen des Rasens übernehme der Friedhofsgärtner. Und dies sei immer noch preiswerter als die Übernahme der Grabpflege oder das Abräumen der Grabstelle. „Das ist aufwendig, denn die fundamentierten Grabsteine müssen ja auch entfernt werden“, sagt Duske.

Er würde die Nutzungsdauer für die Gräber gerne auf 20 Jahre herabsetzen, um damit auch den Angehörigen entgegenzukommen. „Aber wir kommen aufgrund der Bodenverhältnisse nicht von den 30 Jahren runter“, sagt er.

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