Tagesmütter wollen Nachschlag

Interessengemeinschaft bemängelt ein fehlerhaftes Abrechnungsverfahren und fordert deshalb eine Überarbeitung des Systems.

Haan. Es sei immer noch die schönste Arbeit, die sie sich vorstellen könne, sagt Tagesmutter Beate Büse voller Überzeugung. Die bürokratische Seite des Jobs sei jedoch nicht zu unterschätzen. Und eine Nebenwirkung dieser Bürokratie sei auch das fehlerhafte Abrechnungsverfahren der Stadt Haan. Die Haaner Tagesmütter, die sich mittlerweile zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, fordern im kommenden Jugendhilfeausschuss im Februar eine Überarbeitung des Systems.

Büse macht deutlich, was nach Meinung der Haaner Tagesmütter falsch läuft: „Die Tagesmütter erhalten per Ratsbeschluss für den Sachaufwand und zur Anerkennung der Förderleistung eine Vergütung von 4,50 Euro pro Kind und Stunde“, sagt sie. Die Vergütung werde je nach Betreuungsstunden pro Woche in Form von monatlichen Pauschalen ausgezahlt. „Zur Berechnung der Pauschalen werden aber nicht die durchschnittlichen monatlichen Arbeitsstunden zugrunde gelegt, sondern lediglich der Wert von vier Wochen“, erklärt Büse weiter. Dadurch ergebe sich eine erhebliche Differenz, die zum finanziellen Nachteil der Tagesmütter führe.

„Dieser Rechnung liegen letztendlich 48 Wochen zugrunde, das Jahr hat aber 52“, sagt sie und nennt ein Rechenbeispiel: „35 Stunden mal 4,50 Euro pro Stunde mal vier Wochen ergibt 630 Euro für uns. Richtig wäre jedoch mal 4,33 Wochen zu rechnen, und das ergibt 681,98 monatliches Tagespflegegeld“, sagt Büse. „Wenn man das aufs Jahr und für mehrere Tageskinder hochrechnet, fehlt jeder Tagesmutter eine stolze Summe.“

Die Tagesmütter in Haan hoffen darauf, dass die Stadt Haan „den Rechenfehler“ einsieht und nachzahlt. Optimismus schöpfen sie auch daraus, dass bereits einige Städte im Kreis vorgelegt haben: Vor Weihnachten überwies die Stadtverwaltung Erkrath beispielsweise im Einzelfall mehr als 1000 Euro. „Seit August 2010 haben wir die monatlichen Arbeitsstunden nicht mit 4,33 Wochen, sondern mit 4,0 Wochen multipliziert“, erklärte der Erkather Jugendamtsleiter Uwe Krüger.

Beate Büse betreibt in Gruiten die Großtagespflege „Plapperfrösche“. Im Sommer bangte sie noch um ihre Existenz: Einige Verträge platzten, weil Eltern dann doch noch einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte bekamen. Denn für viele Eltern sei der Kindergartenplatz immer noch erste Wahl. Um auf die Vorteile der Betreuung durch die Großtagespflege und Tagesmütter aufmerksam zu machen, ist die Interessengemeinschaft in den vergangenen Monaten verstärkt in die Öffentlichkeit gegangen. „Wir waren beim Haaner Sommer mit dabei, haben Flyer gemacht und sind im Internet präsent“, sagt sie. Dort werben sie vor allem für die flexiblen Betreuungszeiten, die sie anbieten.

„Wir merken durch diese Präsenz eine Veränderung“, sagt Büse. Ob aber auch in diesem Jahr dann doch wieder einige Verträge platzen, könne erst gesagt werden, wenn das Nachrückverfahren der Kindergartenplatzvergabe abgeschlossen ist. „Wir hoffen natürlich, dass uns die Eltern treu bleiben“, sagt Büse.

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