Senioren lieben die pflegenden Serben

Seit Anfang März arbeiten drei junge Pfleger aus Serbien im Seniorenzentrum am Erikaweg.

Senioren lieben die pflegenden Serben
Foto: Köhlen

Hilden. Gertrud Tiefers kann sich nur langsam mit Hilfe ihres Rollators fortbewegen. Die 94-Jährige konzentriert sich beim Laufen auf die Füße. Doch plötzlich schaut sie auf, und über ihr faltiges Gesicht huscht ein glückliches Strahlen: Luka, der neue junge Pfleger aus Serbien kommt ihr entgegen. „Da ist ja mein schöner Junge“, ruft sie ihm entgegen. „Magst du mich ein Stück begleiten?“

Für den 25-Jährigen ist das keine Frage. Er schätzt die alten Menschen, begegnet ihnen mit Respekt und Anstand und zeigt seine Sympathien mit seinem unvergleichlich charmanten Lächeln. Der junge Mann nimmt die alte Dame in den Arm, drückt sie und freut sich ganz offensichtlich über die beidseitige Zuneigung. „Der Luka, der kann so schön beim Strümpfe anziehen helfen“, schwärmt Gertrud Tiefers, „ich habe keine Kinder, die Nichten und Neffen haben doch auch nie Zeit und was ist das schön, wenn dann so ein charmanter junger Mann auftaucht.“ Bereichsleiterin Ariane Calvano- Canonico beobachtet erfreut das Geschehen- eine Situation, wie sie sie seit Ankunft der serbischen Pflegekräfte ständig erlebt „Luca ist hier wirklich wie eine Bombe eingeschlagen, er verzaubert hier wirklich alle auf der Demenzstation. Woran das liegt? Ganz sicher an seiner positiven und offenen Art- das ist das, was vergessliche Menschen verstehen, viel besser als Worte.“

Auch Damaian und Marija sind am 9. März in Hilden angekommen. Alle drei sind gelernte Krankenpfleger und werden im Seniorenzentrum bis zu einem Jahr als Assistenten arbeiten, danach folgt die Anerkennung als Pflegefachkraft in Deutschland. Zur Zeit übernehmen sie die klassischen Aufgaben in der Grundpflege: waschen, anziehen, beim Essen assistieren, Freizeitaktivitäten begleiten. „Es macht sehr viel Freude hier“, sagt die 26-jährige Marija in erstaunlich gutem Deutsch. Denn vorab haben alle drei noch in Serbien einen Deutschkurs belegt, die sprachliche Verständigung klappt nahezu problemlos. Und wenn mal nicht, wie etwa bei Demenzkranken, die teils wirr und undeutlich sprechen, dann ist das oft sogar von Vorteil. „Gerade diese Bewohnergruppe zeigt ihre Wünsche, ihr Befinden und ihre Bedürfnisse in anderer Form, eben durch Mimik und Gestik. Und wenn man nicht die gleiche Landessprache spricht, dann konzentriert man sich automatisch darauf“, weiß auch Tagespflegeleiterin Stella Jurisa. Die Idee, serbische Fachkräfte nach Hilden zu holen, hatte Beate Linz- Esser, die seit Januar die Seniorendienste leitet. Nach vier Wochen kann man sagen: eine äußert vielversprechende Idee voller Erfolg und eine großer Zugewinn für alle Beteiligten. „Die Drei sind wirklich eine absolute Bereicherung in unserem fröhlichen Team“, schwärmt Stella Jurisa, „unlängst kam mir zum Beispiel Luka mit ein paar Kolleginnen entgegen und wie begrüßen die mich?? Auf Serbisch!“ Und eigentlich steht für Marija, Luka und Damian auch jetzt schon fest: wie wollen gerne langfristig, vielleicht sogar für immer, hier bleiben. Und das, obwohl vor allem Marija derzeit großes Heimweh quält. „Wir haben jetzt gerade Ostern, das ist bei uns immer eine Woche später als hier und da ist man als Familie ja normalerweise zusammen.“

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