Schauspieltruppe am Altar der evangelischen Kirche

Beim Improvisieren zeigen Jugendliche, was Christi Geburt für sie bedeutet.

Haan. Die Regieanweisung ist schon der erste Trick von Pfarrer Christian Dörr: „Spielt mal, wir lassen uns überraschen“, sagt er zu seiner Schauspieltruppe. Der rote Teppich vor dem Altar der evangelischen Kirche muss diesmal als Strand herhalten, denn Weihnachten findet auch für Urlauber statt. Das haben sieben junge Helfer von Dörrs Gemeinde für die Weihnachtsgeschichte für den Gottesdienst am kommenden Montag geprobt. Beim Improvisieren zeigen sie, was Christi Geburt für sie bedeutet.

2000 Jahre nach der Geschichte im Stall von Betlehem hat „Engel“ Elisa Ley (22) ihre Schwierigkeiten, Weihnachten zu verkünden. Die Strand-Urlauberinnen Jule Reiffert, Venja Jeppe und Verena Kämmerer haben ihre eigenen Vorstellungen von einer guten Zeit: „Chillen mit heißen Typen und guten Drinks, so stelle ich mir Weihnachten vor“, sagt Jeppe — langgestreckt auf ihrer für die Probe ausgedachten Liege.

„Maria“ Julia Laqua und „Josef“ Tim Reiffert (beide 17) können da nur staunen. Bei einer anschließenden Familienszene mit Weihnachtsessen spielen die jungen Leute Nörgeleien um den Schweinebraten und den Wunsch der Töchter, noch auszugehen. „Drei Stunden habe ich eurer Mutter zugeschaut, wie sie gekocht hat, und jetzt meckert ihr nur ’rum“, schimpft „Familienvater“ Niklas Fallik (18).

„Meistens blödeln wir ganz viel rum. Die Kunst besteht darin, doch eine Linie einzuhalten“, sagt Dörr. Seine Schauspieler fragt er: „Wie wird es denn jetzt besinnlich?“ Die rücken näher zusammen. Aufs Gemeinsame käme es halt an. Und darauf, dem Engel zuzuhören.

Auf rund 20 seiner früheren Konfirmanden kann sich Dörr bei seiner Arbeit stützen. Regelmäßig lädt er zum Gruppentreff ins Pfarrhaus ein, eine Handvoll der jungen Leute ist immer zu Weihnachten dabei. Für Dörr ist die Improvisation Teil seiner eigenen Vorbereitung: „Wenn ich weiß, was im Stück los ist, schreibe ich meine Predigt für den Familiengottesdienst passend dazu“, sagt der Pfarrer.

Dörr ist der einzige Pfarrer im weiten Umkreis, der einen persönlichen Weihnachtsengel hat: Elisa Ley war in seinem ersten Haaner Konfirmandenjahrgang. Seither ist sie dabei. Als sie in Australien war, mussten die anderen sich eben einfallen lassen, wie sie ohne Engel auskommen können.

Nach neun Varianten der Weihnachtsgeschichte muss das Team inzwischen auch Erwartungen der Gemeinde erfüllen. „Meistens ziehen Maria und Josef eben doch irgendwann los, und dann passiert was“, sagt Dörr. Eine Konstante sei der Wirt der Herberge von Betlehem: Der poltere jedes Mal aus dem Bett und wettere „potz Blitz! Wer hat mich geweckt?“, wenn Maria und Josef an die Pforte klopfen.

Wie genau es am Montagabend beim Weihnachtsspiel doch noch zu Weihnachten kommen kann, wird jetzt noch nicht verraten. Bis dahin proben die Sieben noch mit den Ansteckmikrofonen der Kirche und organisieren die Requisiten.

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