Reformationskirche bekommt neuen Schliff

Turm wird saniert, das Innere renoviert. Vom 22. Mai bis 31. Oktober gibt’s keine Gottesdienste.

Hilden. Die Absperrgitter rund um die Reformationskirche zeigen: An Hildens ältestem Gotteshaus (1255) in der Stadtmitte tut sich was. Und zwar innen und außen. Die Arbeiten sind so umfangreich, dass der Parkplatz gesperrt und zum Baulager umfunktioniert wird.

Zunächst wird der Kirchturm eingerüstet. Ab 22. Mai muss die komplette Fassade saniert werden, erläutern die beiden Pfarrer der Reformationskirche, Nicole Hagemann und Ole Hergarten. Der Mörtel in den Fugen war brüchig geworden und fiel herunter. Nach einer ersten Sanierung im Sommer 2016 war das Gotteshaus wieder verkehrssicher (kein Steinschlag mehr).

Jetzt müssen die Fassadensteine auf ihre Festigkeit überprüft werden. Hergarten: „Dafür muss die Orgel staubsicher eingepackt werden.“ Deshalb steht die Reformationskirche ab 22. Mai für Gottesdienste nicht mehr zur Verfügung. Das Presbyterium, das Leitungsgremium der Gemeinde, machte aus der Not eine Tugend und nutzt die Kirchenschließung für eine umfassende Renovierung. Unter anderem müssen die Elektro-Installation, die Beleuchtung und die Lautsprecheranlage ersetzt werden. Auch die sogenannten Prinzipalstücke (Altar, Taufbecken und Lesepult) sollen ausgetauscht werden. „Das geschieht ungefähr alle 50 Jahre“, erläutert Hergarten. „Die letzte Renovierung fand 1964 statt.“

„Die Nutzung des Altarraums ändert sich mit der Spiritualität der Gemeinde“, ergänzt Nicole Hagemann. „Wir nutzen die Apsis mehr für kleine Adventsandachten, Konzerte, Jugendgruppen.“ Für die neuen Prinzipalstücke schrieb die Gemeinde einen Wettbewerb aus, der von der Landeskirche begleitet wurde. Insgesamt fünf Entwürfe wurden eingereicht und anonymisiert von einer Fachjury (Künstler, Architekten, Theologen) einen ganzen Tag lang intensiv begutachtet.

Auch die Gemeindemitglieder haben die Modelle bewertet. Im Dezember sprach sich das Presbyterium einmütig für Maria Hänichen aus. Ihr Entwurf kombiniere Messing und Birnenholz, strahle sehr viel Ruhe und Leichtigkeit aus und spiegele den Grundriss der historischen romanischen Kirche, lobte die Fachjury den Entwurf. „Ich bin in der Reformationskirche konfirmiert worden und habe mit dem Sinfonie-Orchester der Musikschule dort Klarinette gespielt“, freut sich die 29-jährige Architektin über ihren ersten eigenständigen Wettbewerbsgewinn. Im Jahr 2007 verließ sie Hilden und lebt und arbeitet seitdem in Stuttgart.

Die Reformationskirche steht unter Denkmalschutz, für die Prinzipalstücke gilt das nicht. Für viele ältere Gemeindemitglieder sind sie jedoch mit Erinnerungen verbunden, weiß Pfarrerin Nicole Hagemann, besonders das Taufbecken aus Bronze. Deshalb sollen die alten Prinzipalstücke auch nicht einfach entsorgt, sondern „wertschätzend weiterverwendet“ werden: „Es gibt Überlegungen, das Material für Orte der Erinnerung zur Verfügung zu stellen, etwa für einen Garten für Sternenkinder (verstorbene Ungeborene).“ Bis zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober sollen alle Bauarbeiten abgeschlossen sein. Am 10. September will die Evangelische Gemeinde ihr Pfarrfest auf dem alten Markt feiern. Für die Sanierung nimmt die Gemeinde viel Geld in die Hand. Die Turmsanierung wird 480 000 Euro verschlingen. „Wir hoffen auf Fördermittel aus der Denkmalpflege“, sagt Pfarrerin Hagemann.

Die Kosten der Renovierung des Kircheninneren schätzt Hergarten auf rund 300 000 Euro: „Die Prinzipalstücke (rund 50 000 Euro) werden ausschließlich durch Spenden finanziert.“ Die Gemeinde habe Rücklagen gebildet, weil die Sanierung absehbar gewesen war.

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