Poppiger Start in das Luther-Jahr

Ein Pop-Oratorium war der erste Programmpunkt der Evangelischen Kirche im Reformationsjahr.

Poppiger Start in das Luther-Jahr
Foto: Staschik

Haan. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, als alle Beteiligten in der voll besetzten evangelischen Kirche Haan die Stimme erheben und gemeinsam singen. „Die Wahrheit ist ein scharfes Schwert, das die Mächtigen das Fürchten lehrt… Freiheit ist kein leerer Wahn, das Herz ist keinem untertan.“ Das sind einige Zeilen aus einem der Stücke des Luther-Oratoriums, das Dieter Falk und Michel Kunze geschrieben haben. Es ist ein modernes Oratorium, poppig und rockig. Und so, wie Falk und Kunze die Erkenntnisse Martin Luthers musikalisch in die Gegenwart übertragen haben, so transportierte der Luther-Gottesdienst am Sonntagvormittag die Botschaften der Reformation ebenfalls in den heutigen Alltag.

„Wir heute wissen, dass wir einen gnädigen Gott haben“, sagt Pfarrerin Gabriele Gummel. „Für Luther war das etwas völlig Neues.“ Luther habe sich gefragt, wie er einen gnädigen Gott finde, so Gummel. Die Menschen heute fragen sich hingegen, wie sie gnädige Mitmenschen oder einen gnädigen Chef finden.

Die Pfarrerin gestaltete den Luther-Gottesdienst gemeinsam mit Birgit Annighöfer-Lütke, die den Projektchor „Voices of me“ initiierte, fernab der gewohnten Liturgie. Allein die Lieder, die Falk und Kunze extra zum Gebrauch in den Gottesdiensten angepasst hatten, transportierten eine klare Botschaft. Gesungen wurden sie von Mitgliedern des Projektchors „Voices of me“, der extra für das Luther-Oratorium gegründet wurde, und Mitgliedern des Gospelchors „Clear Voices“. Die rund 60 Sänger aus Haan, Erkrath und Umgebung wurden bei den Refrains von der Gemeinde stimmgewaltig unterstützt.

„Diese Texte sind in der heutigen politischen Lage total aktuell“, sagt Ute Melchior-Giovannini, Sängerin im Projektchor. Auch Natali Zindel von „Clear Voices“ betont: „Der ganze Chor hat sich für das Oratorium angemeldet, und als wir uns mit den Texten befasst haben, haben wirklich alle Feuer gefangen.“ Vor allem das Erlebnis zweier vorangegangener Konzerte in Düsseldorf war für alle unvergesslich. „Es war umwerfend. Es haben fast 3000 Leute zusammen gesungen“, schwärmt Ute Melchior-Giovannini, und Natali Zindel fügt hinzu: „Alle waren auf einer Wellenlänge.“ Die Konzerte in Düsseldorf waren ein Höhepunkt, aber „da hört es ja nicht auf“. Mit den Liedern werde die Botschaft in die Gemeinden getragen. Und in der evangelischen Kirche in Haan ist diese Botschaft angekommen. Mit dem Pop-Oratorium hat die Evangelische Kirchengemeinde in Haan ihre Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläum gestartet: Am 31. Oktober vor genau 500 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben.

Viele weitere Veranstaltungen sind bis Herbst geplant. Für das erste Halbjahr hat Kantor Martin Honsberg bereits ein entsprechendes Programm veröffentlicht: So gibt es am Sonntag, 14. Mai, 19 Uhr, ein Orgelkonzert unter dem Titel „Lutherchoräle in der Orgelliteratur“. Honsberg spielt Werke von Bach, Reger, Mendelssohn und anderen Komponisten. An den Sonntagen, 4. und 11. Juni, 15 Uhr, gibt es ein Familienkonzert unter dem Titel „Maaartin! Vom kleinen Martin zum großen Luther“. Die Veranstalter versprechen eine spannende Geschichte mit Orgelmusik.

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