Notgeld-Buch: Eine druckfrische Überraschung

Erhard Horstmann hat mit zwei weiteren Autoren über das Notgeld in Haan geschrieben. Am Mittwoch nahm er die ersten Buchexemplare in Empfang.

Haan. Erhard Horstmann hatte sich auf einen gemütlichen Nachmittag gefreut. Jahreszeitlich bedingt hatte Lothar Weller, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Haan (BGV), am Mittwochnachmittag zum Adventskaffee eingeladen. „Und dass ich für meine 30-jährige Mitgliedschaft geehrt werden könnte, konnte ich mir vorstellen“, sagte der 78-Jährige. Aber zur Jubiläumsurkunde und dem BGV-Präsent hatte der Nikolaus noch eine besondere Überraschung. „Ich glaube, es sind Speckstücke im Beutel“, sagte der heilige Mann und übergab Horstmann einen knallroten Sack. Und der begriff schon beim Öffnen, mit was er da bedacht wurde.

„Das ist wirklich eine Überraschung. Das ist unser Werk“, kommentierte er die druckfrischen Exemplare „Notgeld in Haan und Gruiten 1914 bis 1924“. Mit seinen Ko-Autoren Horst Pindur und Ursula Russek hat der Haaner diese Geld- und Lokalgeschichte verfasst. „Zum Jubiläum der Stadtsparkasse 2008 hatten wir über die Geschichte des Geldes erforscht“, sagt Horstmann. Beim darauffolgenden Bürgerfest wurden ein zweites Mal die Forschungsergebnisse gezeigt. „Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen“, sagte der Lehrer, der bis zu seiner Pensionierung in der Erwachsenenbildung in Oberhausen tätig war — und sein Haan nie verließ.

Also forschte und sammelte er, durchstöberte Archive und hob ungeahnte Schätze im Preußischen Münzmuseum in Berlin sowie der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Die sind jetzt auf insgesamt 120 Seiten dokumentiert und zeigen anhand unzähliger Farbabbildungen und Textpassagen, wie kreativ Gelddrucker — zeitweilig konnten Städte, Banken und Firmen ihr eigenes Geld drucken — Notgeld in der Zeit der Inflation zwischen 1914 und 1923 entstehen ließen.

„Weil das immer aufwendiger und bunter gestaltet und mit lokalen, historischen, politischen und zeitkritischen Bildern und Texten versehen wurde, erzeugte das Geld die Sammelleidenschaft“, erzählte Erhard Horstmann. Graugrün ist der „Gutschein der Gartenstadt Haan“ im Wert von 20 Millionen Mark vom 30. September 1923, ein Schleifenkreuz als Wasserzeichen ziert den Zehn-Millionen-Mark-Schein des gleichen Tages. Ein Brötchen kostete damals 60 Milliarden Mark, 250 Gramm Kernseife um die 650 Milliarden.

Als „zeitintensiv“ erinnert sich der Autor an das verfassen des Buches, das nun pünktlich zum 80-Jahr-Tag der großen Depression auf den Markt kommt. „Es ist für interessierte Haaner, ich lege es mir selbst unter den Weihnachtsbaum und beschenke damit meine Nichten und Neffen.“ Als nächstes möchte der agile Historiker etwas über die alte Pfarrkirche veröffentlichen. „Das wird wohl im kommenden Jahr sein.“

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