Kunst: Scherben bringen Arbeit

Edeltraud Luhnau-Niebisch repariert Porzellan und entwirft auch selbst Objekte.

Haan. Ihr Porzellan ist echte Handarbeit. Edeltraud Luhnau-Niebisch fertigt Vasen, Teller und Tassen wie vor hundert Jahren. Statt Supermarkt-Ware gibt es bei der 49-jährigen Haanerin antike Formen und nostalgisches Kunsthandwerk. Mit ihrer Porzellanmanufaktur, der Puppen-, Teddy- und Porzellanklinik „Am Markt 1“ geht Edeltraud Luhnau-Niebisch seit 25 Jahren nicht nur ihrem Beruf, sondern auch ihrem liebsten Hobby nach.

„Ich fertige speziell auf Kundenwunsch und repariere das, was sich nicht ersetzen lässt und woran das Herz hängt“, sagt die Künstlerin. Dass sich dabei der Wert nicht unbedingt an Schönheit misst, stellt die Künstlerin immer wieder fest. Lebensgroße Porzellandoggen mit zerbrochenem Fuß, abgenutzte Teddybären, denen genau wie ihren männlichen Besitzern langsam die Haare ausgehen: „Es ist manchmal schon ganz schön kurios, an was die Leute so alles hängen“, sagt Edeltraud Luhnau-Niebisch, die gerne den Geschichten ihrer Kunden lauscht.

„Ich verarzte Teddybären, die schon dem Ur-Ur-Großvater gehörten. Letztens habe ich einen Plüschbären aus dem Jahre 1920 wieder mit Stroh aufgefüllt.“ Puppenarme, Puppenbeine und Köpfe, Teddyfell und Teddyaugen werden wiederverwertet, um den Kindheitsfreund wieder heile zu sehen.

Wessen Herz dann doch eher an teurem Meissen-Porzellan hängt, der ist bei Edeltraud Luhnau-Niebisch ebenso gut beraten: „Scherben können nicht nur zusammengeklebt, sondern auch zusammengebrannt werden — damit das Fehlen von kleinen Teilchen nicht so sehr auffällt. Das ist dann sogar spülmaschinenfest“, sagt die 49-Jährige, die jedoch nicht nur Altes repariert, sondern auch Neues entstehen lässt.

Angerührtes Flüssigporzellan füllt sie dann in ihre unterschiedlichsten Formen, dreht sie dabei auf einer Scheibe und gießt immer wieder den Überschuss ab. Ist die Form getrocknet, säubert sie die Nähte, verputzt sie und brennt das Porzellan in einem kleinen Ofen bei 900 Grad Celsius vor. Nach der Glasur härtet es noch einmal bei 1400 Grad aus.

Was Edeltraud Luhnau-Niebisch dann aus dem Ofen zaubert, ist ganz unterschiedlicher Art: Von kleinen filigranen Engelchen, bis Hinterteilen mit Ohren, zu kunstvoll dekorierten Urnen ist alles dabei. „Ich fertige das, was sich die Kunden wünschen. Die Popos mit den Ohren sind zum Beispiel in meiner Verkaufsvitrine im Mettmanner Krankenhaus der Hit“, sagt die Künstlerin.

Noch etwas zögerlich gehen die Urnen in der Porzellanfabrik über den Verkaufstisch. „Ich fertige Urnen so, wie sie gewünscht werden — eigentlich eine schöne Würdigung. Wahrscheinlich muss sich das aber auch erst noch herumsprechen“, sagt die Haanerin.

Während Eldetraud LuhnauNiebisch bis vor kurzem nur auf Anfrage Aufträge entgegengenommen hat, öffnet sie ihre Werkstatt mit dem kleinen Verkaufsraum ab dem ersten Juli-Wochenende. Hier will sie dann ihre Kunden an ihrer Kunst teil haben lassen und ihnen die Fertigungsvorgänge präsentieren und vorführen: „Wo hat man als Kunde schon einmal dazu die Möglichkeit?“, fragt sie. „Es ist beeindruckend zu sehen, was man alles auch ohne große Maschinen herstellen kann.“

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