Kreuzzug gegen Atomstrom

Clemens Hölter, PC-Spezialist und Mister No-Energy, startet eine Kampagne gegen Strom aus Atom-, Kohle- und Ölkraftwerken.

Haan. „Darf es noch einen Schluck atomstromfreier Wein sein? Oder ein Stück atomstromfreier Käse?“ Fragen, die erst einmal verrückt klingen. Doch Clemens Hölter weiß genau, wovon er spricht. Der Haaner Computerfachmann hat sich seit gut 20 Jahren einen Namen als Mister No-Energy gemacht. Jetzt startet er eine neue Kampagne, mit der er auf seine ganz eigene Art dem Atomstrom den Kampf ansagt.

In seiner Heimatstadt Haan, wo er auch seine No-Energy-Stiftung gegründet hat, beginnt Hölter seine Aktion und hofft, diese schnell auszubreiten. „Eine Eintagsfliege war ich noch nie“, sagt er und verweist auf frühere Aktionen. So hat er 2004 mit einer großen Testzeitschrift sehr erfolgreich begonnen, Plaketten für wirklich stromsparende Geräte zu verteilen.

Jetzt platzierte Hölter seine erste „atomstromfrei“-Plakette am Café im Dorf. „Hier gibt es garantiert atomstromfreien Kuchen“, stellte er fest und meint das wirklich nicht als Spaß. Denn im Café, das seine Frau Gaby seit 2009 mit Sonja Rödder betreibt, werden alle Kriterien erfüllt, die Hölter für seine neuen Plaketten für Privathaushalte sowie Firmen mit ihren Produkten vorgibt. „Sie müssen ihre Energie von einem Anbieter beziehen, der nicht nur ein bisschen Ökostrom produziert, sondern überhaupt nichts mit der Herstellung von Strom aus Atom-, Kohle und Ölkraftwerken zu tun hat.

„Wir müssen an dieser Stelle einfach global denken“, sagt Hölter. „Es nutzt ja nichts, wenn der Anbieter mir den Ökostrom verkauft und dafür mehr Atomstrom an die anderen Nutzer geht.“

Das heißt für den Haaner Umweltschützer aber auch, dass eine Energiewende nur funktioniert, wenn der Verbrauch gesenkt wird. Deshalb koppelt Hölter die neue Aktion auch mit seinen bisherigen Tätigkeiten: Im Internet finden sich nicht nur die Listen der „Lizenznehmer“ und der atomstromfreien Produkte. Die Seite soll den Nutzer auch direkt zu guten Energiespar-Tipps bringen. „Das Abschalten von Atomkraftwerken bringt nur etwas, wenn ich zugleich Energie einspare, sonst bekomme ich tatsächlich meinen Atomstrom aus Frankreich“, sagt der Fachmann.

Hölter ist nicht nur gegen französischen Atomstrom, er will auf lange Sicht auch in den anderen Ländern am Verzicht auf die Kernenergie arbeiten. Und genau dazu glaubt er, mit seinen Plaketten einen Hebel gefunden zu haben. „Wenn ich zwei gleich gute Produkte habe und auf dem einen prangt der Hinweis, dass es atomstromfrei produziert wurde, so kann sich der Käufer bewusst entscheiden. So erzeuge ich Druck.“

Und mit einem Weinproduzenten aus der Pfalz glaubt der spitzfindige Haaner, auch schon direkt den richtigen Verbündeten im Kreuzzug gegen den französischen Atomstrom gefunden zu haben: „Wein und Käse — damit kann man die Franzosen packen.“

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