Im Reparaturcafé wird mit ganz viel Leidenschaft „geknöstert“

Viele in die Jahre gekommene Teile bekommen ein zweites Leben.

Im Reparaturcafé wird mit ganz viel Leidenschaft „geknöstert“
Foto: Ralph Matzerath

Haan. Während es draußen regnet,ist es im Untergeschoss des Forum St. Chrysanthus und Daria in Haan gemütlich. An vier Reparatur-Stationen sitzen ehrenamtliche Helfer und Besucher zusammen, grübeln über Toaster, Bügeleisen, Disc-Mans oder Spieluhren. Woran liegt es, dass das Bügeleisen nicht mehr heiß wird, der Toaster das Brot nicht ausspuckt?

Bernhard Hadaschick hat eine besonders aufwendige Aufgabe übernommen: Die Karaokemaschine eines Haaners tut es nicht mehr, das scheint am An-/Aus-Schalter zu liegen. Der 76-Jährige singt damit in Seniorenheimen, er hofft, dass Hadaschick die Maschine retten kann: „Es wäre zu schade, sie wegzuschmeißen, denn es gibt keinen Ersatz“, sagt er.

Am Nachbartisch hat der elfjährige Björn Lohrmann seine defekte Taschenlampe den Experten anvertraut. Er will sie zum Zelten mitnehmen. Sieghard Jurk und Reinhardt Strauchmann prüfen die Anschlüsse, sprühen Kontaktspray in das Gehäuse, entfernen einen Widerstand. „Wenn der Junge zuhause die original Akkus wieder reinmacht, müsste die Lampe wieder funktionieren“, sagt Jurk, der früher als Maschinenbauingenieur gearbeitet hat. Riesige Schleifmaschinen waren es damals, heute eine Taschenlampe. Wenn es hilft, packt er an.

Nicht so gut läuft es bei Klaus Kahmann, der das Radio seiner Tochter ins Knöstercafé gebracht hat. Das brummt nur noch. „Nichts zu machen“, urteilt Sascha Maisch . Die Platine müsste ausgewechselt werden, doch die hat er nicht zur Hand. Der 32-Jährige hat sich alles selbst beigebracht. „Seit ich elf bin bastele ich an allem rum“, erklärt er. Er will anderen Bürgern helfen, außerdem sei er kein Freund davon, Dinge wegzuwerfen, die eigentlich noch repariert werden können. Auch dem Rentner rät er, mit dem defekten Radio und einem AUX-Kabel könne dessen Enkel noch übers Smartphone Musik hören. Zunächst müssen alle Besucher zur Anmeldung. Dort unterschreiben sie auch eine Haftungsausschlusserklärung. „Zur Absicherung, falls bei der Reparatur mal etwas kaputt geht“, erklärt Antje Wilde, dieauch ehrenamtlich im Knöstercafé aushilft. Letzten Monat kamen 24 Menschen mit ihren kleinen Elektrobaustellen oder in die Jahre gekommenen Lieblingsstücken zu den Haaner Helfern. Knöstern bedeutet basteln, herumwerkeln, tüfteln. So wie es Bernhard Hadaschick auch nach einer Stunde noch tut. Im Schein einer Schreibtischlampe hat er sich ins Innere der Karaokemaschine vorgearbeitet, sein „Kunde“, hat ihm einen Kaffee gebracht. Die beiden singen „Seemann lass das Träumen“ und „Schön ist die Liebe im Hafen“. Ob die Karaokemaschine noch mal laufen wird, ist unklar. Musikalisch läuft es bei den beiden aber auch ohne gut.

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