„Hugo Liefering“: Firmen-Aus nach 112 Jahren

Gegen die Angebote im Internet hat „Hugo Liefering“ keine Chance. Das Geschäft schließt. Momentan läuft der Räumungsverkauf.

Haan. Zahlreich sind die Kunden in diesen Tagen in den Räumen von „Hugo Liefering“ an der Kaiserstraße. Die Frauen schauen sich im vorderen Bereich um, die Männer gehen nach hinten.

Doch die Schnäppchenjagd hat einen traurigen Anlass. Das Geschäft für Haushalts- und Eisenwaren und dem Schlüsseldienst schließt. Nach 112 Jahren und für immer.

„Jetzt geht wieder ein Stück Haan verloren“, bedauern die Kunden und stöbern zwischen Kochtöpfen, Salatschleudern, Schrauben und anderem Handwerkerbedarf. Immerhin gibt es in diesen Tagen 20 Prozent auf das gesamte Sortiment.

Der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe läuft auf Hochtouren. Und sowohl vor als auch hinter dem Verkaufstresen wird dieser Schritt bedauert.

„Wir kommen gegen die Konkurrenz im Internet nicht mehr an“, sagt Sabine Burré, die Tochter von Karl Hugo Struck, der Anfang September dieses Jahres im Alter von 70 Jahren gestorben ist. In vierter Generation führt sie den Laden mit ihrem Bruder, der aber immer noch ihrer Mutter Christa gehört.

Der Tod des Haaner Originals, von allen liebevoll „Hü“ genannt, sei aber nicht der Grund für die Geschäftsschließung. „Wir haben seit drei Jahren einen Unternehmensberater“, sagt Sabine Burré. „Bereits Anfang des Jahres haben wir die Schließung beschlossen. Wenn mein Vater das noch miterleben müsste, ihm würde das Herz bluten.“

Aber immerhin wird ihr Bruder Thomas Hugo Struck den Bereich der Sicherheitstechnik inklusive des Schlüsseldienstes fortführen.

Sabine Burré ist direkt nach ihrer Lehre zur Einzelhandelskauffrau in Wuppertal ins Familienunternehmen eingestiegen. Mehr als 20 Jahre ist sie dabei. Ihr fällt der Abschied ebenso wenig leicht wie ihrer Tante Angelika Steven, die seit mehr als 30 Jahren im Betrieb mitarbeitet.

„Die Leute lassen sich bei uns fachmännisch beraten, bestellen dann aber im Internet“, sagt Sabine Burré. Und in Haan werde es generell immer ruhiger. „Die Haaner fahren eben auch gerne in die Großstadt zum Einkaufen“, fügt sie hinzu und nimmt gleichzeitig die Stadt in die Pflicht, „Die schauen nur darauf, dass der Klotz hier gebaut wird“, sagt sie und meint das Windhövel-Center.

„Es ist schade, dass sich die Stadt nicht auch um alteingesessene Geschäfte und Einzelhändler kümmert“, meint sie. Da könnten sich eben nur noch Filialen halten.

Bis zum Ende des Jahres läuft der Räumungsverkauf. „Wann genau wir schließen, steht noch nicht fest“, sagt Sabine Burré. Es komme darauf an, wie viele Artikel dann noch in den Regalen liegen.

Und dann würde die Familie 150 bis 180 Quadratmeter der insgesamt 300 Quadratmeter großen Ladenfläche gerne vermieten. Sabine Burré: „Aber nicht an einen Gastronomiebetrieb. Pizzerien haben wir wirklich schon genug.“ Sie selbst wird dann künftig im Betrieb ihres Mannes mitarbeiten.

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