Hilden soll einen Friedwald bekommen

Eine Firma möchte Friedhof für Urnenbestattungen in der Nähe von Haus Horst anlegen.

Hilden soll einen Friedwald bekommen
Foto: Firma Fried-Wald

Hilden. „FriedWald“ bietet seit 2001 Urnen-Bestattungen im Wald als Alternative zum herkömmlichen Friedhof an. Inzwischen betreibt die Firma bundesweit im Auftrag von Kommunen und Kirchen 57 Naturfriedhöfe. Dort haben sich bereits 79 500 Menschen bestatten lassen. Das Unternehmen möchte auch in Hilden einen Friedwald eröffnen — der erste in der Region. Das ins Auge gefasste Privatgelände gehört zum Schlosshof Garath und liegt im Bereich von Haus Horst. „Dort gibt es einen wunderschönen Wald, der unseren Qualitätsansprüchen entspricht“, bestätigt Fried-Wald-Sprecherin Corinna Brod.

Der Friedwald würde mit einer Fläche von 300 mal 300 Meter starten. Dann soll je nach Bedarf Parzelle um Parzelle erweitert werden auf insgesamt 4000 mal 4000 Meter. „Wir rechnen mit rund 100 Bäumen pro Hektar“, erläutert Brod: „Zehn biologisch abbaubare Urnen pro Baum sind möglich. Im Schnitt werden 4,5 Urnen pro Baum bei uns beigesetzt.“

Angeboten werden ein „Familien- oder Freundschaftsbaum“: Ausgesucht wird ein Baum, bis zu zehn Urne können dort bestattet werden, Kosten: ab 3350 Euro. Ein „Gemeinschaftsbaum“: Dort sichert sich der Kunde einen Platz an einem Baum. Kosten ab 770 Euro. „Partnerbäume“: Der Kunde kauft zwei Plätze (weitere können später zugekauft werden). Kosten: ab 2700 Euro. Günstigste Möglichkeit: ein „Basisplatz“ für 490 Euro. Grabschmuck ist nicht zugelassen, nur eine Namenstafel. „Die katholische Kirche erkennt den Friedwald als Bestattungsort an“, so die Sprecherin.

Für Dankwart von Dörnberg, Verwalter des Eigentümers, ist der Friedwald eine Möglichkeit, die Zukunft des Privatbetriebs zu sichern. Er stellt fest: „Es gibt drei Optionen für die Zufahrt, eine in Hilden und eine über Düsseldorf.“ Er habe sich verschiedene Friedwälder angeschaut: „Dort gibt es nur wenige Besucher und deshalb auch nur wenig Verkehr. Wenn Hilden es nicht macht, macht es eine andere Kommune.“

„Fried-Wald“ habe auch Flächen in anderen Kommunen ins Auge gefasst, bestätigt das Unternehmen. Die Stadt Hilden muss den Waldfriedhof genehmigen — weil er auf ihrem Gebiet liegt. Die Firma hatte sich bereits im vergangenen Jahr bei einigen Fraktionen vorgestellt. Die Grünen haben jetzt beantragt, dass das Vorhaben öffentlich im Umweltausschuss am 16. November diskutiert wird. „Jeder sollte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie er bestattet werden möchte“, sagt Klaus-Dieter Bartel: „Das ist ein interessantes Projekt mit vielen Aspekten.“

„Die SPD-Fraktion möchte keinen Friedwald in Hilden“, erläutert Hans-Werner Schneller: „Er wäre eine Konkurrenz zu unseren städtischen Friedhöfen und würde Verkehr nach Hilden ziehen.“ Das sieht die Allianz für Hilden auch so. „Wir sollten nicht noch zusätzliche Konkurrenz aufbauen“, sagt Friedhelm Burchartz: „Das wäre eine Wettbewerbsverzerrung für unsere eigenen Friedhöfe.“ „Wir sollten uns das anschauen“, findet Ludger Reffgen (Bürgeraktion): „Fried-Wald und der Waldeigentümer haben sich beklagt, dass sie bei der Stadt auf taube Ohren stoßen. Das ist nicht in Ordnung.“ Hilden habe bereits einen Überhang an Friedhofsflächen, sagt Ralf Bommermann (AfD): „Die Stadt sollte prüfen, ob sie nicht einen Teil des Hauptfriedhofes als Friedwald zur Verfügung stellen kann.“ Die CDU-Fraktion habe das Thema im vergangenen Jahr bereits intensiv diskutiert, berichtet Marion Buschmann: „Hilden hat bereits große Friedhofsflächen, hieß es damals. Deshalb komme das Projekt für Hilden nicht in Frage.“

Sie persönlich würde das Vorhaben gern noch einmal ergebnisoffen diskutieren, sagte die Fraktionsvorsitzende: „Dafür werde ich mich einsetzen. Die Bestattungskultur wandelt sich. Dem müssen wir Rechnung tragen.“

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