Haans fast vergessene Kaisereiche

Bundesweit gibt es noch 15 Bäume, die zu Ehren eines Kaisers gesetzt wurden. Die Haaner Eiche ist in ihren 120 Jahre ordentlich gestutzt worden.

Haans fast vergessene Kaisereiche
Foto: Staschik

Haan. Mitten auf dem Schulhof der damaligen Schlagbaumer Schule an der Ohligser Straße wurde sie am 22. März 1897, dem 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. gepflanzt. Eine große Menge war zu diesem Festakt gekommen, den der Dieker Müller August Vossig mit folgendem Weihespruch begleitete: „Wo alle treulos weichen, von falschem Schein betört, wir stehen fest wie Eichen, von Lügen ungestört.“ Der Baum entwickelte sich prächtig.

Doch von seiner ausladenden Krone, die auf dem Schulhof für Schatten sorgte, ist nicht mehr viel zu sehen. Denn im Laufe der fast fünf Jahrzehnte, die es die Schule nicht mehr gibt, musste der Baum sich schlank machen. Heute steht er zwischen dem Bürohaus an der Ecke Ohligser-/Büssingstraße — einen Pkw-Stellplatz am Fuß — und dem Lagerplatz eines Gartenbaubetriebes auf dem Nachbargrundstück, das damals Schulhof war.

„Wir haben als Kinder da gespielt“, erinnert sich Gabriele Steven, die in der direkten Nachbarschaft aufwuchs und 1953 in die Schlagbaumer Schule eingeschult wurde. In einer Klasse wurden die Kinder der Jahrgänge 1 bis 4 unterrichtet, in der anderen die Klassen 5 bis 8. Die Schule wurde 1790 eröffnet, musste später erweitert werden. 1833 wurde das einstöckige Schulhaus fertig. Aber auch das platzte bald aus allen Nähten. In der alten Schulchronik ist der Satz notiert: „Wie auf einem Raum 130 Kinder unterrichtet werden können, ohne dass sie in ihrer Gesundheit geschädigt werden, ist kaum zu begreifen!“ Später wurde daraus die evangelische Volksschule Unterhaan. Ende der 1960er Jahre wurde die Schule abgerissen. Im Zuge der Erschließung des Gewerbegebietes West benötigte die Stadt die Flächen.

Die Kaisereiche blieb stehen. Doch sie ist nicht nur von Kastanien verdeckt, sondern gründlich vergessen worden. Beim Bau des Bürohauses auf dem alten Schulareal stutzten Bauleute die unteren, weit ausladenden Äste der ehemals mächtigen Krone so, dass das Gebäude neben den Baum passte.

In Haan gilt eine Baumschutzsatzung. Sie verbietet Entfernung, Zerstörung, Schädigung eines Baumes oder wesentliche Veränderungen des Aufbaus bei Bäumen, deren Stammumfang größer als 80 Zentimeter, gemessen in einem Meter über dem Erdboden, beträgt. Es kann Ausnahmen und Befreiungen geben.

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