Haaner will eine Emil-Barth-Straße

Der bekannte Haaner Dichter geht nach einer möglichen Schließung der Realschule eventuell verloren, heißt es in einem Antrag.

Haaner will eine Emil-Barth-Straße
Foto: Olaf Staschik, Christoph Göttert

Haan. Wolfram Schneider-Mombaur hat eine Sorge. Er befürchtet, dass es nach einem möglichen Ende der Realschule bei Einrichtung einer Gesamtschule in Haan in einigen Jahren keinen Ort in Haan mehr geben wird, der an den Dichter Emil Barth erinnert. „Eine neue Gesamtschule wird den Namen sicher nicht weiter tragen, um sich von der ehemaligen Realschule abzusetzen“, ist sich der Haaner sicher. „Dann würde nichts mehr an Emil Barth erinnern — und das wäre mehr als schade.“ Deshalb hat Schneider-Mombaur Bürgermeisterin Bettina Warnecke einen Brief geschrieben, den er als Bürgerantrag verstanden wissen will.

Darin macht der Haaner, der vielen im Ort durch sein „Kommando Kikeriki“ bekannt ist, den Vorschlag, eine Straße nach Emil Barth zu benennen „und keinen Feldweg“, wie es darin heißt. Eine mögliche Adresse hat er auch schon ausgemacht: Das geplante Wohngebiet am Erikaweg eigne sich vorzüglich auch deswegen, weil Emils Ehefrau Erika geheißen habe. Was sagt die Stadtverwaltung dazu? „Ich finde die Idee sehr charmant“ antwortet Bürgermeisterin Warnecke auf den Vorstoß. „Ich bin auch unbedingt dafür, den Namen Barths zu ehren und in der Stadt zu halten.“ Die Bürgermeisterin verweist darauf, dass zur Einrichtung einer Gesamtschule in Haan und einer möglichen späteren Schließung der Realschule noch keine Entscheidung gefallen ist. Sie kann die Sorge um ein Verschwinden des Namens aus dem Stadtbild aber auch nachempfinden.

Emil Barth war ein jüngerer Bruder des Malers Carl Josef Barth, nach dem bereits eine Straße in Haan benannt ist. „Nicht alles, was er geschrieben hat, ist heute noch lesbar“, gibt der Antragsteller zu. „Aber immerhin drei seiner Bücher beschäftigen sich mit Haan.“ Als da wären „Lemuria“, „Der Wandelstern“ und „Das verlorene Haus“.

Emil Barth wurde 1900 in Haan geboren und kehrte nach Jahren, die er in anderen Städten verbracht hat, 1942 auch dorthin zurück. Er gehörte übrigens selbst zu den ersten Schülern der später nach ihm benannten Schule. Er starb 1958 an einer Lungenkrankheit in Düsseldorf, wo er auf dem Nordfriedhof begraben ist. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat übrigens eine Emil-Barth-Straße.

Emil Barths erzählerisches Werk ist stark autobiografisch geprägt, während die Lyrik viel von Georg Trakl und Friedrich Hölderlin zeugt.

Heute gilt es als gesichert, dass Barth zu den Schriftstellern gehörte, die während der Nazi-Zeit in einer Art inneren Emigration verharrten, sämtliche Quellen bezeichnen ihn als unpolitisch.

Der Bürgerantrag wird nun in den Haupt- und Finanzausschuss gegeben, der Mitte September tagt. Bürgermeisterin Bettina Warnecke vermutet, dass er von dort an den Stadtentwicklungsausschuss weitergeleitet wird, da es um die Benennung einer Straße geht. Ginge es um einen Schulnamen, wäre der Bildungsausschuss zuständig, erläutert Warnecke.

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