Geflüchtete Iranerin ist Pflegedienst-Chefin

Nilufa Afkari (49) hat in der Altenpflege in Hilden eine steile Karriere hingelegt.

Geflüchtete Iranerin ist Pflegedienst-Chefin
Foto: rm-

Hilden. Sie ist mutig, tatkräftig und fleißig. 1993 ist Nilufa Afkari mit ihrem Mann aus dem Iran geflüchtet. Bereits nach einem halben Jahr in einem Flüchtlingsheim in Castrop-Rauxel fing die damals 24-Jährige an zu arbeiten: „Ich war Salatfrau in einer Pizzeria, bin nach drei Jahren in Deutschland Taxi gefahren und habe dann mit meinem Mann erst einen, dann zwei Tante-Emma Läden in Erkrath und Hochdahl betrieben, mit denen wir gute Umsätze erzielt haben“, berichtet Afkari.

Nilufar Afkari über ihre Arbeit im Seniorenzentrum Hilden

Das Ehepaar lebte damals in Erkrath, Afkari bekam ein Kind und als dieses anderthalb war, wurde die Ehe geschieden. — Aber selbst als Alleinerziehende ließ sich Afkari nicht unterkriegen: Sie bemühte sich erfolgreich um einen Kindergartenplatz für ihren Sohn und besuchte einen einjährigen Lehrgang in einem Seniorenzentrum. „Ich wusste gar nicht, worauf ich mich einlasse“, erzählt sie etwa 15 Jahre später, fühlte sich aber gleich wohl im neuen Arbeitsbereich, dem Seniorenzentrum in Hilden: „Im Iran ist die Pflege Familiensache. Hier ist es keine Familie, die pflegt, aber es ist genauso liebevoll.“ Die Iranerin, die längst einen deutschen Pass besitzt, ist davon überzeugt, dass man in keinem anderen Beruf Menschen so nahe kommt wie in der Altenpflege. „Man fühlt sich wertgeschätzt — von den Pflegebedürftigen und deren Verwandten. Wenn ich mal ein paar Tage weg bin, freuen sich alle, wenn ich wieder da bin.“ — Kein Zweifel, Pflegefachkraft ist für Nilufa Afkari genau das Richtige.

Das erkannten offenbar auch ihre Vorgesetzten: Bereits nach wenigen Monaten schlugen sie ihr vor, eine Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft zu machen. „Mein Abitur aus dem Iran wurde mit dem deutschen Realschulabschluss gleichgesetzt“, erinnert sie sich. — Die Ausbildung konnte beginnen.

Als sie diese drei Jahre später in der Tasche hatte, gab es schnell neue Herausforderungen. Afkari zog nach Hilden, wo sie im städtischen Seniorenzentrum am Erikaweg arbeitete, besuchte jede Fortbildung, die man ihr anbot, wurde erst stellvertretende Bereichskraft, danach Wohnbereichsleiterin. Im Wohn- und Pflegezentrum „Haus Hilden“ an der Hummelsterstraße schließlich wurde sie erst stellvertretende, dann Pflegedienstleitung.

„Das bedeutet, dass sie 50 oder 60 Untergebene hat und die Dienstpläne erstellt“, erklärt Beate Linz-Eßer, die Geschäftsführerin von Haus Hilden. Für sie ist Afkari ein Glücksgriff: „Sie will das Beste für die Bewohner und für das Personal, ist gründlich, tatkräftig und fachlich sehr gut.“ Die Mitarbeiter hätten sich gefreut, als sie erfuhren, das Afkari die neue Pflegedienstleiterin wird. „Sie wirkt immer so positiv, so optimistisch, dabei macht sie ihre Arbeit mit großer Ernsthaftigkeit“, bescheinigt Linz-Eßer der Iranerin.

Nilufa Afkari, die dieses Jahr 50 wird, kommt mit allen Mitarbeitern gut klar und glaubt zu wissen, woran das liegt: „Ich habe selbst ganz unten angefangen, von daher bin ich ganz nah dran.“

Die Frau, die so viel Optimismus ausstrahlt, hat auch privat ihr Glück gefunden: „Ich habe wieder geheiratet. Einen Iraner. Mein Sohn ist jetzt 19, er wird bald studieren.“

Afkari ist angekommen: „Ich würde nichts anderes machen wollen.“

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