Evangelische Gemeinde bereitet sich auf ihre Zukunft vor

Die Evangelische Gemeinde bereitet sich auf die Zukunft vor — mit weniger Einnahmen und weniger Personal.

Haan. Die Evangelische Gemeinde in Haan weiß heute schon, was sie in zehn, 15 Jahren erwartet. Die Zahl der Gemeindeglieder wird weiter gesunken und die Einnahmen aus der Kirchensteuer entsprechend zurückgegangen sein. Statt der heute noch drei Pfarrstellen, die derzeit auf vier Pfarrer verteilt sind, wird es wahrscheinlich nur noch zwei Pfarrstellen geben. Während in der Seniorenarbeit mit dem Seniorennetzwerk „Wir sind Haan“ seit zwei Jahren neue Wege in der Altenarbeit gegangen werden, muss die Jugendarbeit noch angepasst werden.

„Wir wollen mit Hilfe von außen das Konzept unserer Jugendarbeit überarbeiten“, sagt Pfarrer Hans-Peter Gitzler. „Das ist jetzt ein konkreter Schritt, der ansteht. Es geht nicht um Kürzungen oder einen Stellenabbau, vielmehr sollen Schwerpunkte verschoben, die Jugendleiter zum Beispiel mehr in die Konfirmandenarbeit eingebunden werden.“ In der März-Sitzung des Presbyteriums wurde Pfarrer Gitzler zum neuen Vorsitzenden des 14-köpfigen Gremiums gewählt. Sein Stellvertreter ist Reinhard Pech, der in seinem Amt bestätigt wurde. Beide sind sich einig: „Kirche sollte sich das leisten, was sie braucht.“

Und dafür arbeiten sie an einem Gesamtkonzept, das eben auch die kommenden zehn Jahre im Blick hat. „Wir haben dabei das Glück, dass dabei Presbyterium und Pfarrer an einem Strang ziehen“, sagt Gitzler. „Wir sind konzeptionell nicht weit auseinander.“ Rückendeckung erhält die Gemeinde von der Landeskirche, die sich trotz ändernder Umstände weiter in der Verantwortung sieht, ihre Arbeit fortzusetzen und weiterhin breit aufgestellt sein will — mit einer ausreichenden Zahl an Pfarrern in den Gemeinden sowie entsprechend Mitarbeitern in Kindertagesstätten, in der Jugendarbeit oder bei der Kirchenmusik.

„Die Haaner Gemeinde legt viel Wert auf Gottesdienste, Trauungen, Taufen, Glaubenskurse oder auch Meditation“, zählt Gitzler auf. Deshalb wurde zum Beispiel vor fünf Jahren die Kirche aufwendig renoviert und der Altarraum neu gestaltet. Um das Angebot der Gemeinde aufrechtzu- halten, braucht es aber auch Personal. „Viele Gemeinde überlegen, ob sie sich überhaupt noch eine Kirchenmusikerin leisten“, sagt der Geistliche.

Das Presbyterium habe entschieden, nach dem Ausscheiden von Gerhard Tributh in den Ruhestand im kommenden Jahr, wieder einen Vollzeit-Kirchenmusiker einstellen zu wollen. „Kirchenmusik spielt in unserer Gemeinde eine große Rolle“, sagt er. Noch könne sich die Gemeinde alles leisten. „Wir hatten immer ein Presbyterium, das gut gewirtschaftet hat“, sagt Gitzler. „Und keine großen Gemeindezentren, die uns belasten.“ Wo die Kirche Abstriche wird machen müssen, werde sich noch zeigen. Pfarrer Gitzler: „Das scheibchenweise Amputieren, das ist nicht unser Weg. Wir setzen lieber auf ein Gesamtkonzept.“

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