Ein Prediger für fast alle Gelegenheiten

Bernd Jansen hält einfühlsame Reden auf Hochzeiten und Beerdigungen - in der ganzen Region.

Ein Prediger für fast alle Gelegenheiten
Foto: Köhlen

Hilden. „Bernd Jansen, freier Prediger, Kondolenzbesuche, Grab- und Trauerreden“ steht auf dem Flyer, mit dem der Mann mit der sonoren Stimme für sich wirbt. Freier Prediger? „Ich wollte mich nicht einfach freier Redner nennen, denn ich bin ja mehr als das“, sagt Jansen und holt erst einmal aus: Er sei in eine Freikirche, die apostolische Gemeinde, hinein geboren, sagt der 60-Jährige. Bereits mit 21 wurde er Diakon, mit 23 Priester — ehrenamtlich. Seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie hat er sich als Industriekaufmann, später Industriefachwirt verdient: „Ich habe 30 Jahre lang Stahl vertrieben, dann wollte ich nicht mehr.

Ein Bekannter arbeitete damals bei einem Bestatter und hat mir Probebeerdigungen vermittelt. 2004 habe ich mich selbstständig gemacht. Da war ich 46 Jahre alt.“ Jansen brachte gute Voraussetzungen mit: Er hatte lange in der Jugend- und in der Gemeindeseelsorge gearbeitet und in der Freikirche Trauungen und Beerdigungen übernommen.

Bei den Beerdigungsunternehmen ist er inzwischen eine feste Größe. Anne-Katrin Hoppe, Chefin von Bestattungen Kreuer in Hilden, kennt Jansen seit Jahren. „Er gehört zu den vier bis fünf Rednern, die verlässlich sind und eigentlich immer ausgebucht.“ Der Trend geht zu freien Rednern, hat sie beobachtet.

„Bei der Kirche muss man nehmen, was man kriegt“, sagt sie. Es seien längst nicht nur Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, sondern eben auch Kirchenmitglieder, denen es wichtig sei, dass der Verstorbene oder eben das Brautpaar im Mittelpunkt stehe und nicht die Kirche und der Glaube.

Diese Leute würden lieber einen freien Redner/Prediger engagieren als einen Geistlichen. Die Hildenerin Brigitte Friese kann das bestätigen: „Ich habe Herrn Jansen mal auf einer Beerdigung reden hören und ihn mittlerweile schon zweimal in Anspruch genommen. Meine Mutter und mein Vater sind gestorben und er hat die Trauerreden gehalten. Das war unheimlich schön und liebevoll. Ich würde ihn immer weiterempfehlen.“ Sie ist katholisch aufgewachsen, wollte aber nicht, dass bei der Trauerfeier „überwiegend über Gott gesprochen wird.“ Jansen habe das respektiert.

Der freie Prediger kam sofort gut an bei den Leuten. Inzwischen ist er in Hilden, Haan, Monheim, Düsseldorf, Langenfeld und Leverkusen (da kommt er her) regelmäßig auf Beerdigungen zu hören. „Ich kann davon leben.“ Sein Erfolgsrezept: „Ich besuche die Leute — Verwandte, Freunde, bei sehr alten Menschen auch das Altenheim, versuche, Persönliches zu erfahren: Was war dem Verstorbenen wichtig im Leben, Hobbys, Vorlieben, Beruf, Frau, Kinder.

Und dann frage ich die Hinterbliebenen, worauf sie Wert legen. Eine christliche Feier, Gebete und Segen oder nichts dergleichen. Ich richte mich ganz nach den Wünschen der Auftraggeber.“

Auf 4000 Beerdigungen hat Jansen inzwischen gesprochen und auf diversen Hochzeiten. „Da war alles bei: Unfalltote, Selbstmörder, Kinder, die vor den Eltern gestorben sind. Man muss sehr feinfühlig sein.“ Das ist der Prediger offensichtlich, sonst hätte er wohl nicht so viel Erfolg.

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