Ein Jahr Bürgermeisterin — eine Bilanz

Vor gut zwölf Monaten zog Bettina Warnecke als erste Bürgerin der Stadt ins Rathaus ein und löste Knut vom Bovert ab. Seitdem hat sich in der Gartenstadt einiges bewegt.

Ein Jahr Bürgermeisterin — eine Bilanz
Foto: Olaf Staschik

Haan. Als Bettina Warnecke vor gut einem Jahr ihr neues Amt als Bürgermeisterin und Chefin der Haaner Stadtverwaltung übernahm, fiel ihr gleich am ersten Arbeitstag ein Gebührenskandal auf den Tisch. Seit 1990 hatte es die Verwaltung versäumt, die Gebühren für Krankentransporte und Rettungsdienste anzupassen. Zu verantworten hatte das nicht Warnecke, sondern ihr Vorgänger Knut vom Bovert. Eine „Schonzeit“ gab es für die parteilose Juristin nicht. Sie wurde gleich ins kalte Wasser geworfen.

Bettina Warnecke, Bürgermeisterin

Was ist aus dem Skandal geworden? Das Rechnungsprüfungsamt des Kreises hat festgestellt, dass kein „Schaden“, sondern nur ein Defizit entstanden ist, erläutert Warnecke. Von 1991 bis 2014 habe das „Defizit“ 2,2 Millionen Euro betragen. Gebühren sei erhöht und zurückgefordert worden. „Das Rechnungsprüfungsamt geht davon aus, dass wir hoffen können, das Defizit in den nächsten Jahren zu decken.“ Das Rechnungsprüfungsamt wolle die ganze Sache nur nicht-öffentlich hinter verschlossenen Türen im Rechnungsprüfungsausschuss verhandeln. „Wir werden besprechen, was wir davon öffentlich machen können“, verspricht die Bürgermeisterin: „Die Haaner Bürger müssen wissen, was aus dem Gebührenskandal folgt.“ Im ersten Jahr ihrer Amtszeit habe sie einen ganze Menge erreicht, zählt Warnecke auf. In der Verwaltung wurde ein familienfreundliches Jahresarbeitzeitkonto eingeführt. Jeder Mitarbeiter erhält eine Regelbeurteilung — zum ersten Mal seit 15 Jahren. Die Auswahlverfahren seien transparent, es gibt ein Intranet im Rathaus. Der Krankenstand sei überdurchschnittlich hoch. Warnecke will mit einem Gesundheitsmanagement gegensteuern.

Bettina Warnecke

Im Baudezernat werde an vielen Projekten gearbeitet: Gymnasium, Kita Bollenberg, Ausbau Polnische Mütze, Dieker Straße. Die Politik hat das Windhövel-Projekt neu gestartet. „Das war ein ganz wichtiges Signal“, meint Warnecke: „Wir wollen die Innenstadt attraktiver machen. Im nächsten Jahr werden die Förderanträge für unser Konzept gestellt.“ Im Haushalt der Stadt habe die Verwaltung bereits 95 000 Euro in diesem Jahr gespart — „ohne dass der Rat beschließen musste“: „Sämtliche Ausgaben müssen hinterfragt werden — ohne Ausnahme.“

Die Mitarbeiter der Verwaltung leisteten viel. Trotzdem werde über ihre Arbeit häufig geschimpft, auch aus der Politik. „Das ist kontraproduktiv“, sagt Warnecke: „Wie soll ich da meine Mitarbeiter motivieren? Mir fehlt häufig ein Grundverständnis auf der anderen Seite.“ Deshalb werden Politik und Verwaltung in Kürze an einem Seminar teilnehmen — unter Leitung eines professionellen Trainers. Das soll das Verständnis füreinander und die Zusammenarbeit verbessern. Alle Fraktions- und Ausschussvorsitzenden machen mit — bis auf die Wähleriniative Lebenswertes Haan.

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