Bombensuche der Polizei wird zum Großeinsatz

Nach einer anonymen Drohung für den Bereich Sparkasse/Deutsche Bank schlossen Geschäfte.

Haan. Das Haaner Zentrum glich gestern für Stunden einer Geisterstadt. Kein Auto, kein Passant, kein Bus war zwischen Alter Markt und Windhövel, unterem Neuen Markt und Martin-Luther-Straße zu sehen. Über den Polizeinotruf Wuppertal hatte es eine anonyme Drohung gegen zwei Objekte an der Kaiserstraße gegeben — die Stadt-Sparkasse und die Deutsche Bank. Beamte in Schutzwesten und mit Maschinenpistolen sicherten das Areal. Ein Polizeihubschrauber kreiste zeitweise über der Innenstadt. Mit rot-weißem Flatterband riegelte die Polizei den Bereich gegen 9.20 Uhr ab. Um 14.15 Uhr war der Einsatz dann beendet.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Durchsuchungen der zahlreichen Büro- und Geschäftsräume mit Sprengstoff-Spürhunden im Umfeld der Kaiserstraße kein Ergebnis gebracht. Und auch der in der anonymen Drohung genannte Tatzeitraum war verstrichen. Wie Polizeisprecher Ulrich Löhe am Nachmittag mitteilte, mussten die Ermittler zwischenzeitlich davon ausgehen, dass sich die Drohung auch gegen Objekte an der Kaiserstraße in Wuppertal-Vohwinkel bezog. Deshalb waren Polizeikräfte aus dem gesamten Kreisgebiet und Unterstützung aus benachbarten Behörden im Einsatz.

Bombensuche der Polizei wird zum Großeinsatz
Foto: André Schahidi

Nach der über den Polizeinotruf Wuppertal eingegangenen und an die Leitstelle Mettmann weitergeleiteten Drohung waren die Mitarbeiter der Stadt-Sparkasse und der Deutschen Bank aufgefordert worden, die Gebäude zu verlassen. Auch benachbarte Geschäfte mussten schließen, Anwohner ihre Wohnungen verlassen. Die nahegelegene Kita Am Park wurde von Polizisten grob über den Anlass der Sperrmaßnahme informiert. Der Kita-Betrieb könne normal weitergehen. „Wir sind mit den Kindern drinnen geblieben“, sagte eine Mitarbeiterin.

Die Cafés und Restaurants im Zentrum waren voll: Mitarbeiter der Geldinstitute und Geschäfte warteten darauf, wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren zu können. Auch die Bücherei hatte ihre Türen geöffnet, bot „Gestrandeten“ zumindest geheizte Räumlichkeiten.

Durch die Sperrung war der Nahverkehrsknoten der Gartenstadt lahmgelegt. Sechs Buslinien — die 742, 784, 786, 792, O1 und SB 50 — waren betroffen. Die Busse fuhren zwischen den Haltestellen Windhövel und Nordstraße eine Umleitung. „Fünf Haltestellen waren betroffen“, erklärte Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster, die einräumte, dass der Fahrplan aus dem Takt geraten war. Das Verkehrsunternehmen sprach auf seiner Homepage davon, dass es wegen eines Feuerwehr-Einsatzes für 30 Minuten zu Verspätungen kommen könne. Die Informationen im Ort beruhten auf Gerüchten. Anwohner sagten, die Polizei habe ihnen nicht den Grund genannt, weshalb sie ihre Wohnungen verlassen sollen. Bankmitarbeiter waren nach eigenem Bekunden dazu vergattert worden, keine Auskünfte zu geben.

Der Großeinsatz der Polizei brachte gestern so manchen Zeitplan durcheinander. Gegen 9.30 Uhr klingelte es an der Wohnungstür von Maria da Silva an der Kaiserstraße. Ein Polizist erklärte, alle Personen müssten das Haus verlassen. Zusammen mit Mutter Fernanda Santos Diego und Hund Lion fand sie in der Reinigung von Tamara Pracht ein warmes Plätzchen. Warum sie die Wohnung verlassen mussten, erfuhren die Frauen erst später vom Reporter.

Ein älteres Ehepaar hatte sich den Tag auch anders vorgestellt: Der Mann hatte vor der Sparkasse angehalten, damit seine Frau Sachen aus der Reinigung abholen konnte. Sie durfte nicht zurück und er nicht im Wagen bleiben. Gegen 13 Uhr wurde es Zeit, dass der Senior Medikamente einnehmen musste. Ein Polizist holte den Kleinwagen aus dem Sperrbereich. Abgesperrt war die Kaiserstraße von katholischer Kirche bis zur Turnstraße und von der Martin-Luther-Straße bis zum unteren Neuen Markt. Freundliche Polizisten achteten darauf, dass niemand den akuten Bereich betritt. Das quittierten die Bürger meist mit Gleichmut. Der obere Neue Markt war frei zugänglich, auch die Dieker Straße. Cafés und Restaurants waren voll.

Mitarbeiter der Banken und der Geschäfte warteten darauf, an ihre Arbeitsplätze zurückkehren zu können. In der Pizzeria Piazza an der Friedrichstraße aßen Bankangestellte in aller Ruhe ihre Pizza. Zu Gesprächen waren sie nicht bereit. Informiert worden waren sie über den zentralen Notruf. Auch Henry Hartmann, Wirt vom Becherhus, saß in der Pizzeria. Ihn hatte die Ehefrau per Handy informiert. Polizisten vor der Polizeiwache an der Dieker Straße standen entspannt vor der Tür und plauderten, ohne dabei Details preiszugeben.

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