Bei Strauss schließen sich bald die Türen

Das Aus des Geschäftes in der Hildener City naht, wie große Plakate jetzt auch offiziell verkünden. Die Filiale an der Mittelstraße ist eine der ältesten des Traditionsunternehmens.

Bei Strauss schließen sich bald die Türen
Foto: Olaf Staschik

Hilden. Das Ende von Strauss in Hilden naht: Große Plakate verkünden nun auch offiziell das Aus des Geschäftes, das für die City eine wichtige Funktion hatte und jetzt zum letzten Mal von Schnäppchenjägern gestürmt wird: 20 Prozent auf (fast) alles, 50 Prozent auf Weihnachtsartikel. Nach drei Insolvenzanträgen und ebenso vielen Versuchen, mit einem neuen Investor doch wieder auf die Beine zu kommen, ist das Ende der Handelskette beschlossene Sache.

Insolvenzverwalter Dirk Andres teilte Ende des vergangenen Jahres mit, er werde den Geschäftsbetrieb „stufenweise einstellen und mit dem Abverkauf beginnen“. Das habe er den rund 670 Beschäftigten in den 57 Filialen und der Hauptverwaltung in Langenfeld mitgeteilt. Spätestens Ende Februar schließt die letzte Niederlassung. Von den 13 Mitarbeitern des Geschäfts an der Mittelstraße sind viele schon seit langer Zeit dort beschäftigt. Keiner hat schon eine neue Stelle in Aussicht und alle schweigen jetzt. Aus früheren Gesprächen ist allerdings bekannt, dass die meisten über 50 sind und viele bereits seit ihrer Lehre bei dem früheren Familienbetrieb gearbeitet und nie die Firma gewechselt haben. Strauss galt in der Branche als gut zahlender Arbeitgeber, bei dem die Belegschaft zusammengehalten hat.

Hinter vorgehaltener Hand hört man dann doch, was die Mitarbeiter denken, aber — bloß keine Namen: Zu teuer seien die Mitarbeiter gewesen, verglichen mit der Konkurrenz. Waren, die Strauss anbot, konnten andere preiswerter anbieten. Und: Das Internet habe ihnen viele Kunden weggenommen. Noch eine Theorie: Die ehemaligen Stammkunden seien einfach ausgestorben. Fakt ist: Jetzt werden die Reste verramscht: Schnäppchen, Schnäppchen. Schnäppchen.

Volker Hillebrand vom Stadtmarketing weiß, dass der Eigentümer der Hildener Strauss-Immobilie bereits Gespräche mit potenziellen Nachmietern führt: „Es ist noch nichts spruchreif, aber es wird wohl wieder ein Filialist nachrücken. Hoffentlich einer, der auch Heimtextilien anbietet, denn die fehlen dann in Hilden.“ Ihm tun die Mitarbeiter leid, die immer gute Ergebnisse erwirtschaftet haben: „Wenn alle Filialen so gelaufen wären wie die in Hilden, hätte es keine Insolvenz gegeben“, glaubt Hillebrand.

Strauss hatte Ende September zum dritten Mal binnen knapp drei Jahren einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen, das ein Sortiment mit einer Mischung aus Textilien, Lebensmitteln und Kurzwaren anbietet, war von einem Investor an den anderen verkauft worden. Zuletzt wollte niemand mehr Geld geben.

Damit endet die Geschichte eines Traditionsunternehmens, das vor 114 Jahren in Düsseldorf gegründet worden ist — als Geschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren durch die Eheleute Heinrich und Maria Strauss. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen beständig, expandierte in ganz Deutschland und wagte 2008 den Schritt ins Ausland — das war der Anfang vom Ende. Es folgten Verkäufe, Filialschließungen, Stellenabbau — alles ohne Erfolg. Jetzt kommen die Schnäppchenjäger auf ihre Kosten.

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