Autofahrer missachten „Tempo 30“

Anwohner ärgern sich über viel zu hohe Geschwindigkeiten an der Kampheider Straße. Stadt Haan will nichts tun.

Autofahrer missachten „Tempo 30“
Foto: Stephan Köhlen

Haan. Besonders schlimm ist es am frühen Morgen und nachmittags. So empfindet es Alexander Köchl. Er wohnt an der Einmündung der Kampstraße auf die Kampheider Straße und fühlt sich durch den Autoverkehr, der an seinem Haus vorbeirauscht, zunehmend mehr belästigt. Eigentlich ist die Kampstraße eine reine Wohngebietserschließung. Sie führt auf etwas mehr als anderthalb Kilometern von der Bundesstraße 228 im Westen bis zur Kampheider Straße im Osten, vorbei an zahlreichen Ein- und Mehrfamilienhäusern. Die Kampheider Straße hingegen verbindet das Gewerbegebiet mit den Ortschaften Sonnenschein, Eschbach und mit Solingen.

Sowohl auf der Kamp- als auch auf der Kampheider Straße gilt fast durchgängig Tempo 30. Das Problem ist nur: Es hält sich kaum einer daran. Besonders die Kampheider Straße lädt Autofahrer geradezu ein, schneller zu fahren. Die Strecke führt größtenteils geradeaus und ist gegenüber den einmündenden Straßen Kampheider Feld, Kampstraße und Schmachtenberg vorfahrtberechtigt. Zwar wurden an einigen Stelle bereits einseitige Fahrbahnverengungen eingebaut, doch die scheinen wenig zu nützen. „Hier wird oft über 50 gefahren, sicher gelegentlich auch 70 und 80“, ist Köchl überzeugt. Der Kreis habe in diesem Bereich bereits verdeckte Messungen durchgeführt. Das Ergebnis: Von rund 8000 Fahrzeugen am Tag, die den Bereich passieren, seien 90 Prozent schneller als mit 35 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen.

Dass die Einfahrt in die Kampstraße laut Beschilderung nur Anliegern vorbehalten ist, interessiere kaum einen Autofahrer, will der Vater eines kleinen Sohnes beobachtet haben: „Wenn ich von Zuhause aus Richtung Bundesstraße 228 fahre, sind oft über die gesamte Straßenlänge Autos hinter mir, die nirgendwo eingebogen oder angehalten haben.“ Alexander Köchl hat das Haus am Ende der Kampstraße vor etwa zwei Jahren gekauft. Natürlich sei ihm klar gewesen, dass dort zu den Stoßzeiten viel Verkehr herrsche, sagt er. Aber deshalb müsse er ja nicht auch noch die überhöhten Geschwindigkeiten hinnehmen. Köchl: „Die Bürgermeisterin sagte zu mir, als ich mit ihr über die Probleme hier sprach: ’Sie haben das Haus doch sehenden Auges gekauft.’ Daraufhin habe ich geantwortet: ’Und Sie akzeptieren sehenden Auges, dass die Autofahrer hier zu schnell fahren und wollen trotzdem nichts unternehmen’.“

Tatsächlich sieht die Stadtverwaltung in dem Bereich keinen Handlungsbedarf. „Wie die Straßenverkehrsbehörde mitteilte, ist eine Verkehrsberuhigung nicht geplant, weil dort bereits Tempo 30 gilt“, erklärt Stadtsprecherin Sonja Kunders. Auf Anregung der Anwohner hingegen wolle die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) nun aktiv werden, kündigt Alexander Köchl an. In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr am 21. Juni wolle die WLH beantragen, auf der Kampheider Straße Schwellen — sogenannte „Berliner Kissen“ — in die Fahrbahn einzubauen.

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