Austausch: Hauptschüler geht in die USA

Jamin Keßler fliegt mit Hilfe der Haaner Lions für ein Jahr nach Michigan. Vor allem sein soziales Engagement qualifiziert ihn.

Haan. Seine Lieblingsfächer sind Mathematik und Physik, sein Englisch ist ausgezeichnet und seine Zukunftspläne überaus konkret: „Ich möchte Kern- und Teilchenphysiker werden“, sagt Jamin Keßler. Und weil der 16-Jährige, der im kommenden Jahr seinen Abschluss an der Hauptschule Zum Diek in der Tasche haben wird, so klare Vorstellungen von seiner Zukunft hat, schicken ihn die Lions im kommenden Sommer für ein Austauschjahr nach Amerika. Wichtig ist dafür auch, dass er ein menschen- und kulturinteressierter Teenager ist, der über auffallend positive soziale Kompetenzen verfügt,

„Wir möchten so gut wie möglich jungen Leuten ins Leben helfen“, formuliert Lions-Club-Mitglied Frank Jung eines der Vereinsziele. Mal wird deshalb der CVJM unterstützt, mal die Jugendfeuerwehr gesponsert. Zum ersten Mal hatten sich die 27 Mitglieder um Präsident Sven-Olaf Krauß überlegt, sich auf eine Person zu fokussieren. So entstand die Idee, einen Austauschschüler für ein Jahr in die USA zu schicken.

„Meine Klassenlehrerin Svenja Schölling erzählte mir davon“, erinnert sich Jamin Keßler. Er bewarb sich, so wie sieben weitere Schüler der anderen Haaner Schulen, und bekam den Zuschlag. Auswahlkriterien waren neben der Motivation die persönliche Reife und sein Umgang mit Konflikten. Die Fahrt geht nämlich nicht etwa ins weltoffene New York — seine Zeit wird Jamin im Mittleren Westen verbringen, wo die Uhren oft noch anders ticken.

„Da musste ich im Bewerbungsgespräch auch knifflige Fragen beantworten, zum Beispiel zur historischen Vergangenheit Deutschlands“, sagt der Schüler. Schließlich geht er nicht nur nach Amerika, um Kultur und Sprache, Land und Leute kennenzulernen. „Er ist auch so etwas wie ein Botschafter unserer Kultur“, sagen die Lions.

Am Ende waren es Nuancen, in denen sich der 16-Jährige — zu dessen Hobbys neben den Naturwissenschaften vor allem „Lesen, Lesen, Lesen“ gehört — immer ein bisschen besser als seine Mitbewerber präsentierte.

Dazu zählt auch sein soziales Engagement. Zusammen mit der Pflegefamilie, in der er lebt, verbringt er seine Ferien in Rumänien. „Wir bauen dort Häuser, die als Kinderheime genutzt werden“, sagt er. Zu seinen Aufgaben gehört auch, Kaninchen- und Schweineställe zu bauen und die Tiere zu versorgen.

In welche Gastfamilie er in Michigan kommen wird, weiß Jamin noch nicht. Und bis zum Abflug ist noch viel zu tun: In der amerikanischen Botschaft muss er das Visum beantragen und kurz vor der Abreise im kommenden Sommer ein Kurzseminar besuchen.

Dass er Heimweh haben könnte, kann sich Jamin kaum vorstellen. „Ich werde sicher viele neue Kontakte knüpfen“, schließlich will er nicht nur physisch, sondern auch mit allen Gedanken in Amerika sein.

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