Müllabfuhr nicht um jeden Preis

In Ratingen, aber auch in anderen Städten müssen Bürger Mülltonnen selbst zu Sammelstellen bringen — aus Kosten- oder Sicherheitsgründen.

Kreis Mettmann. Müllmänner sind eigentlich hartgesotten und so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Wenn sie aber murren und sich aufregen, dann muss schon ein ernsthaftes Problem vorliegen. In Ratingen gab es gleich mehrere Probleme: Kleine, enge, oft auch unbefestigte Straßen, über die der 26 Tonnen schwere Müllwagen zu den Abfalltonnen manövriert werden muss.

Regelmäßig sind dabei die Außenspiegel zu Bruch gegangen und die Fahrzeuge zerkratzt worden. Auf matschigem Untergrund drohte der tonnenschwere Wagen auch mehrfach abzurutschen oder gar umzukippen.

Die Stadtverwaltung hat deshalb die Reißleine gezogen und die Müllabfuhr auf diesen Wegen eingestellt, was bei den betroffenen Anwohnern wenig Begeisterung hervorgerufen hat. Die müssen ihre Tonnen jetzt zu einem nahe gelegenen Sammelplatz ziehen, der gefahrlos angefahren werden kann.

Neue Sicherheitsvorschriften hinsichtlich der Mindestbreite und Wendemöglichkeit geben der Stadtverwaltung bei ihrem Vorgehen juristisch Rückendeckung. Aus Gründen der Arbeitssicherheit werden jetzt alle beengten und schlecht befestigten Stichstraßen und Wege erfasst. Nach einer Gefährdungsbeurteilung wird dann entschieden, ob die Müllfahrzeuge in Zukunft noch die Tonnen direkt vor der Haustür abholen.

13 Straßen sind bereits aus der Abfuhrliste gestrichen worden. Für die Anwohner wurden alternative Abholplätze eingerichtet. Sieben weitere Straßen werden derzeit geprüft. Manfred Fiene, Leiter des Amtes Kommunale Dienste, rechnet mit insgesamt 50 Straßen im Ratinger Stadtgebiet, die von der Umstellung betroffen sein werden.

„Man kann nicht über Leichen gehen, um die Abfuhr auch in der kleinsten Straße sicherzustellen“, begründete Dezernent Dirk Tratzig den Schritt. Das sei sicher unpopulär, aber die Rechtsprechung sei eindeutig.

Der Einsatz kleinerer und leichterer Müllwagen wird in Ratingen als Alternative abgelehnt. Manche Wege wären auch für die 7,5-Tonner nicht befahrbar, außerdem müssten die Fahrzeuge wegen des geringen Fassungsvermögens öfter geleert werden. Neuanschaffung und mehr Personal würde mit einigen 100 000 Euro zu Buche schlagen, die man den übrigen Gebührenzahlern nicht zumuten will.

In Wülfrath hat man zu Jahresbeginn ebenfalls einen Schnitt gemacht und die sogenannte „Bauernroute“ eingestellt: Abgelegene Bereiche werden nicht mehr angefahren, die Tonnen müssen zu Sammelplätzen gebracht werden. Grundlage ist eine neue Abfallsatzung, die der Stadtrat beschlossen hat. Darin ist festgelegt, dass Straßen, die nicht oder nur erschwert zu befahren sind, nicht mehr angesteuert werden. Betroffen sind davon knapp 50 Haushalte.

Auch in Hilden gibt es laut Ulrich Hanke, Leiter des Zentralen Bauhofs, „einige, wenige Straßen“, in die die Müllwagen nicht hineinfahren können. Auch dort müssen die Anwohner ihre Tonnen zu einem Abholort „in zumutbarer Nähe“ bringen. Probleme mit den betroffenen Anwohnern gibt es nach seinen Angaben deswegen nicht. Einen Grund dafür sieht Hanke auch in dem Vorteil, dass die Hildener Müllabfuhr über ein kleineres Fahrzeug (zwölf Tonnen) verfügt, mit dem auch in schmalere Straßen gefahren werden kann.

In Mettmann erstellt der Betriebshof zurzeit ein Kataster, in dem neben allen „Problemstraßen“ auch besonders abgelegene Abfuhrorte erfasst werden. „Wo das große Müllfahrzeug nicht hinkommt, setzen wir einen kleinen Pritschenwagen ein oder lassen die Tonnen zu einem Abholplatz bringen“, sagt Abfallberater Wolfgang Orts. Oberste Priorität habe der Sicherheitsaspekt, aber künftig werde auch verstärkt auf Wirtschaftlichkeit geachtet.

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