Von Monheims Vorstädten und brodelnden Gerüchteküchen

Studi-VZ-Netzwerk: Nicht nur Monheimer Studenten nutzen das Internetportal, in dem sich jede Menge witziger Gruppen mit heimatlichen Themen tummeln.

Monheim. "Das Schönste an Langenfeld ist der Bus nach Monheim." Das finden 19 Monheimer - zumindest offiziell. Inoffiziell sind es unter Umständen noch viel mehr. Doch besagte 19 stehen sogar öffentlich zu ihrer Einstellung.

Sie sind Mitglieder einer gleichnamigen Gruppe im Internet, die ihren Platz im Online-Netzwerk StudiVZ - was für "Studierendenverzeichnis" steht - gefunden hat. Und bei der virtuellen Fachsimpelei über ihr Heimatstädtchen Monheim legen sie eine unerwartete Kreativität an den Tag. Das reicht vom "Männertreff" bis zu den "Baumberger Tanzspatzen".

Doch hier erst einige technische Details: Die kostenlose Plattform ist unter Internetnutzern bekannt, tummelt sich dort doch ein Großteil der studentischen Existenzen des ganzen Landes - auch Monheims. Jeder, der will, kann sich ein "Profil" im Studentenverzeichnis anlegen und ausgiebig in diesen Steckbriefen - also der Privatsphäre anderer - herumschnüffeln.

Und dann gibt es da neben zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten diese vielen Gruppen mit schrägen Namen. In die kann jeder eintreten, der sich mit genau diesem Namen identifiziert, frei nach dem Prinzip "Nenn mir deine Gruppe, und ich sage dir, wer du bist".

So gibt es Namen wie "Gott schuf die Neugier und nannte sie Mutter". In den Gruppen kann munter diskutiert werden. Auch die Monheimer zeigen sich kreativ, denn Gruppen gründen kann und darf jedes Mitglied.

Da gibt es die Gruppe der 208 Menschen, die finden: "Kniet nieder, ihr Bauern! Ein Monheimer ist zu Gast", und die sich die "Elite vom Rhein" nennen. 42Mitglieder des Netzwerks sind in der Gruppe "Köln und Düsseldorf sind Vororte von Monheim", und die "Monheimer Gerüchteküche" brodelt mit ganzen 356 Mitgliedern.

Man diskutiert über den potentziellen Peto-Bürgermeister oder fragt sich, welches Konzept die Monheimer Altstadt aufmöbeln könnte. Fast jede Kneipe, Schule oder Verein hat eine Gruppe, sei es das Sojus oder die Mini-Paniker. Für Rockmusikfans gibt es "Monheim ROCKT", wo Konzerte angekündigt werden. Sogar der Monberg hat eine eigene Gruppe.

Der provokante Titel der Anti-Langenfeld-Gruppe lässt vermuten, dass das alte Thema "Langenfeld kontra Monheim" die Plattform von einer Online-Spielwiese in einen virtuellen Kriegsschauplatz verwandeln könnte. Doch dem ist nicht so: Die Mitglieder der Gruppe sind natürlich alle Monheimer.

Und welcher überzeugte Langenfelder begibt sich schon freiwillig in eine Gruppenhöhle des Löwen, läuft er doch Gefahr, dort latent militanten Monheimern über den schriftlichen Weg zu laufen? Die Funktion des "Gruschelns" - eine Mischung aus Grüßen und Kuscheln, die die Mitglieder untereinander verwenden können - wird unter Nachbarstädtern wohl eher selten verwendet.

In der Gruppe jedenfalls ist man sich einig und sammelt Gründe dafür, Monheimer zu sein: Der Rhein, das Sojus, die gute Lage oder schlicht "Hier ist Mami". Ein Student schreibt: "Der Monheimer an sich ist bemerkenswert: Tolerant, weltoffen und hilfsbereit. Ein echter Rheinländer eben.

Es gibt nur eine Sache, die mich an Monheim stört: Tempo 30 überall! Danke, Herr Dünchheim! Außerdem gibt es bei uns noch so was wie Kultur. Wer sonst kann sagen, dass in seiner Stadt sowohl Alt als auch Kölsch gebraut wurde?"

Zu jedem erdenklichen Thema gibt es also eine Gruppe. Deshalb gibt es auch den "Männertreff Monheim", nach der Selbstbeschreibung "für die besten Männer Monheims". Die Mitgliederzahl? Es gibt exakt eins - das ist der Gründer.

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