Scheitern eines Hochbegabten

Armin Opherden befasst sich in seinem Roman mit besonders klugen Köpfen.

Monheim. „Das wird bestimmt später mal ein Professor“, sagt die Seniorin mit einem kritischen Blick in den Kinderwagen. Der kleine Anton ist erst wenige Monate alt, hat aber schon den „intellektuellen Blick“, den die Menschen in seiner Umgebung als Hochbegabung deuten.

Mit vier Jahren kann Anton schon erste Worte schreiben und Verkehrsschilder einordnen. Als Schulkind langweilt er sich, weil seine Mitschüler immer noch das Einmaleins pauken, während er sich mit komplizierten mathematischen Formeln beschäftigt. Und doch findet er sich 30 Jahre später nicht im Hörsaal vor seinen Studenten wieder, sondern auf dem Sofa neben seiner Frau — geschafft vom vollgepackten Arbeitstag eines kaufmännischen Angestellten.

Wie dem Protagonisten aus dem Roman „Anton wurde kein Professor“ ergehe es vielen Menschen, meint Autor Armin Opherden. Der Monheimer will mit seinem Buch den Blick für das Thema Hochbegabung schärfen. Denn das habe ihn schon früh gefesselt. So sehr, dass der IT-Projektleiter bei einem Telekommunikationsunternehmen sich hinsetzte und seinen 156 Seiten langen Roman schrieb.

„Es ist eine Schande, dass das Potenzial dieser Menschen nicht ausgeschöpft wird. Der Gesellschaft geht damit etwas Wertvollen verloren“, sagt der 46-Jährige. Schuld daran sei das Schulsystem, das „nur auf den Durchschnitt“ eingestellt sei. „Sonderlinge an beiden Enden haben es schwer.“

Opherden spricht aus eigener Erfahrung. Zwar sei die Geschichte „frei erfunden“, Parallelen zwischen Anton und ihm gebe es aber. Er sei in seiner Schulzeit von Klassenkameraden gemieden worden, weil er „anders gewesen sei“. „Kinder können das sehr brutal äußern“, sagt er. Heute sehe er ebenfalls im Umfeld seiner zwei Töchter (19 und 23 Jahre alt) Potenzial, das von Lehrern übersehen werde.

„Auch Lehrer sind die Leidtragenden des Schulsystems. Es fehlen die Kapazitäten, auf Schüler individuell einzugehen.“ Es gebe Massenabfertigungen in den Klassenräumen. „Selbst wenn man das Ganze rein ökonomisch betrachtet, macht der Staat einen großen Fehler: Mehrere tausend Menschen könnten deutlich erfolgreicher sein und so die Wirtschaft voranbringen“, sagt Opherden.

Monheim sei das beste Beispiel dafür, dass junge Menschen unterschätzt würden: Auf der Straße habe Opladen kürzlich gehört, dass die Stadt „nun schon von Kindern regiert“ würde — einen Seitenhieb auf den 27-jährigen Bürgermeister Daniel Zimmermann. „So eine Einstellung kann ich einfach nicht nachvollziehen.“

Wo hätte Opladen mit der entsprechenden Förderung landen können? „Neurologie hat mich immer interessiert“, sagt er. „Aber ich beschwere mich nicht. Ich habe eine tolle Familie und fühle mich wohl in meinem Job.“ An seiner Forderung hält er trotzdem fest: Hochbegabte müssen gezielt gefördert werden. „Das Angebot darf aber nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.“

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