Oma oder Opa gesucht - Leihgroßeltern für junge Familien

Im Mehrgenerationenhaus ist ein Hilfsdienst für Leihgroßeltern aufgebaut worden. Es werden noch ehrenamtliche Senioren für junge Familien gesucht.

Monheim. Elly liebt Rutschen und Schaukeln. Deswegen möchte die Dreijährige gerne mit der Oma auf den Spielplatz gehen. Doch ihre Großeltern wohnen weit weg — die einen in der Nähe von Chemnitz, die anderen südlich von London. Damit Elly und ihr einjähriger Bruder Jack hier nicht auf eine Oma verzichten müssen, suchen ihre Eltern Sina und Paul Schulze eine Leih-Oma.

Die Familie ist erst im Sommer 2011 vom Unterallgäu nach Monheim gezogen. Berufliche Gründe — Vater Paul arbeitet in Düsseldorf bei der Metro in der Konzeptentwicklung für Gastronomie — führten die Familie von den Bergen an den Rhein.

„Wir hatten im Allgäu eine nette allein stehende ältere Dame in der Nachbarschaft. Sie ist immer aufgeblüht, wenn sie die Kinder gesehen hat“, erzählt Sina Schulze. Gerne habe die Nachbarin mit den Kindern gespielt oder im Notfall einfach mal für eine Stunde aufgepasst. Umgekehrt hatten die Kinder auch viel Spaß mit ihr.

Da die Nachbarin ein großes Grundstück hat, hatte Paul sie bei der Gartenarbeit unterstützt und ihr den Rasen gemäht. „Für alle war es eine Win-Win-Situation“, erzählt die 34-Jährige.

Als sie nach dem Umzug von dem Oma-Opa-Hilfsdienst des Mehrgenerationenhauses gehört hat, war sie daher sofort begeistert. Senioren, die keine eigenen Enkelkinder haben oder deren Enkel nicht vor Ort sind, schenken einen Teil ihrer Zeit Familien mit Kindern, die keine Großeltern in der Nähe haben.

„Es ist ein Projekt, das die Generationen verbindet. Viele Familien wollen gerne, dass ihre Kinder auch Kontakt zu älteren Menschen haben“, sagt Claudia Bernzen, Koordinatorin des Projektes Mehrgenerationenhaus.

Genau das ist auch den Schulzes wichtig. „Wir wollen, dass unsere Kinder auch Erfahrung im Umgang mit älteren Leuten haben“, sagt der 37-Jährige. Auf den Spielplatz gehen, Basteln, Plätzchen backen oder ein gemeinsamer Sonntagsausflug in den Zoo — all das und noch viel mehr kann sich die Familie an Aktivitäten mit der Leih-Oma vorstellen. „Außerdem kann ich lecker kochen“, preist der gelernte Koch seine Künste an.

Schön wäre es für Sina und Paul Schulze langfristig auch, wenn die Leihoma einfach mal ein paar Stunden auf die Kinder aufpassen könnte, damit sie mal wieder als Paar etwas gemeinsam unternehmen können. „Doch dafür muss das Vertrauen auf beiden Seiten erst wachsen“, sagt Sina Schulze. „Das geht nicht sofort.“

Mit den Schulzes hat Claudia Bernzen zurzeit 17 Familien auf der Warteliste für eine Leih-Oma oder einen Leih-Opa. „Es sind sehr nette Familien und Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern, mit und ohne Migrationshintergrund“, sagt sie.

„Sie alle haben die richtige Intention, keiner sucht einen billigen Babysitter, sondern Kontakt zur älteren Generation.“ Um der Nachfrage gerecht zu werden, sucht sie daher noch Ehrenamtler ab 50 Jahren, die Kinder mögen und Zeit haben, diese Aufgabe zu übernehmen. Vielleicht können dann auch Elly und Jack bald mit „ihrer“ Monheimer Oma auf den Spielplatz gehen.

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