Monheim: Szene-Porträt - Die unzüchtige Hausfrau

Hilde Weyler ist nicht nur die gute Seele des Sojus 7, sondern auch ein Motor für junge Monheimer Künstler.

<strong>Monheim. "Die unzüchtige Hausfrau" heißt ein Bild, das Hilde Weyler Ende der 80er Jahre malte. Sie zeigte mir das Bild - eine nackte Frau inmitten von Geschirr - auf meine Frage nach etwas "Altem", hatte es ziemlich hinten in ihrem Lager vergraben und war ein wenig verlegen, weil sie ihre alten Bilder wegen der noch stumpfen Farben nicht sonderlich schätzt. Ich war begeistert, ist doch in diesem Bild bereits klar ihre Handschrift erkennbar. Was tatsächlich noch fehlt, ist die Leuchtkraft der Farben, die ihre heutigen Bilder auszeichnet, unverwechselbar macht und dreidimensionale Plastizität verleiht.

Geboren in Cochem, kam sie 1976 nach Monheim

Doch wer ist sie eigentlich, diese gute Seele des Sojus 7? Geboren wurde Hilde Weyler am 31. März 1941 in Cochem an der Mosel, wo sie bis 1960 lebte. Sie arbeitete als Gärtnerin. Über Koblenz, Düsseldorf und Hilden kam sie 1976 nach Monheim, mittlerweile als Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn. Mit dem Malen begonnen hat Hilde Weyler 1980. Als 1984 die offene Werkstatt in Monheim ins Leben gerufen wurde, gehörte sie zu den ersten Schülern. Josef Schiefer, ein Meisterschüler von Prof. Bobeck in Düsseldorf, war ihr Lehrer, später Christof Hartmann, über den sie sagt, dass er "alles wusste".

Daneben war Hilde Weyler Gasthörerin an der Kunstakademie Düsseldorf und hatte erste Ausstellungen. 1991 bezog sie ihr Atelier unter dem Dach des Sojus. Dort malt sie seitdem und unterrichtet seit 13 Jahren jeden Freitag Schüler. Daneben ist sie Initiatorin der Kreativwochen im Sojus, wo jährlich in den Sommerferien Kinder unter Anleitung ihre Fähigkeiten entdecken können. Und sie ist seit über zehn Jahren Mitstreiterin der jährlich im November stattfindenden MonArt.

Die Bildunikate von Hilde Weyler zeigen eine eindeutige Handschrift und lassen darüber hinaus klare Schaffensperioden erkennen. Begonnen hat sie mit Postkartenmotiven von Landschaften. Es folgten Menschen im Detail und Unterwassermotive. Dann - angeregt durch einen Artikel im "Stern" über den Pudelkult in den USA - für etwa 18 Monate bissige Gemälde von Pudeln in Rosa, mit Brillies, teilweise in verschnörkeltem Goldrahmen.

Denen schickte sie Käfer, Insekten, Fische und Frösche hinterher, die, überlebensgroß gemalt, sich in faszinierender Schönheit so lebendig zeigen, dass der Betrachter geneigt ist, zum Beispiel über das Fell der Hummel zu streicheln, um zu fühlen, ob es nicht vielleicht doch echt ist. Oder Gewebeschnitte mit so unprosaischen Namen wie "Tränendrüse", "Hämatom" oder "Gallenblase", die strukturierten Farbsymphonien gleichen.

"Hausfrauenglück" ist eine dazu konträre Periode, in der Hilde Weyler Gegenstände des Alltags fotorealistisch mit Öl auf Leinwand bannte und dabei auch den Feinripp-Herrenslip bedachte. Eine süße Inspiration erhielt sie in einer fieberkranken Nacht: Sie träumte von Haribo und begann das erste Bild mit dem Colorado-Mix.

Aktuell gilt ihre Leidenschaft Menschen, besonders Frauen. Mein persönliches Lieblingsbild ist die 50 x 40 Zentimeter große "Frau im Netz": Vor bewölktem Hintergrund kauert auf dunkler Ebene eine pinkfarbene Frau, eingehüllt in ein graues Netz das so plastisch wirkt, als sei es ihr aus realistischem Material übergeworfen. Ganz sicher: Hilde Weyler werden niemals die Themen ausgehen.

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