Monheim: Suche nach dem Altstadt-Kurs

Gestaltung: Der Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern der Wohnbebauung verschärft sich. Politisch weist alles auf eine Lagerbildung hin. CDU und SPD gehen bereits in Position.

Monheim. Die Altstadt war einst in der ganzen Region ein Begriff in Sachen Kneipenszene. Das ist lange her. Vor allem Zollhäuschen, Pfannenhof, Pizzeria, Alter Markt und in der Nebenstraße Bormacher haben zwar über Jahre die Fahnen hoch gehalten. Und seit Juni hat auch die Kultkneipe Spielmann wieder geöffnet. Doch das ist noch lange nicht der große Taktgeber. Die Zukunft des Pubs samt großen Biergartens und gegenüber die des Zollhofs ist ungewiss. Kürzlich hatte die Stadt zu einem Workshop eingeladen. Die große Lösung kam nicht zustande, was auch nicht zu erwarten war. Aber ein Spannungsfeld hat sich herauskristallisiert: Wohnbebauung kontra Gastronomie.

"Wenn hier noch mehr Wohnungen entstehen, ist das ein schwerer Schlag für die Gastronomie", warnte Frank Wiegand bereits vor Wochen im WZ-Gespräch. Und daran hat sich auch nach dem Workshop im Rathaus wenig geändert. "Da haben Architekten von Baustilen und Paragrafen gesprochen. Da habe ich keine Ahnung von. Aber ich weiß, dass noch mehr Wohnungen noch mehr Beschwerden bringen. Wir haben doch jetzt schon regelmäßig die Polizei im Spielmann. Auch, wenn es gerade einmal Mitternacht ist", sieht es Christa Deutz.

Knackpunkt sind offensichtlich vor allem Überlegungen, den Biergarten des Pubs zu überbauen und Wohnungen zu schaffen. Außerdem soll der seit langem leer stehende Zollhof umfunktioniert werden. "Es gibt Pläne. Aber letztlich wären das nur wenige Wohneinheiten und ganz sicher nicht der Tod der Gastronomie. Einmal mögen es manche Menschen, in belebten Gegenden zu leben. Außerdem profitiert die Altstadt auch von einer Mischung. Es ist eine schöne Sache, wenn abends noch Licht in den Fenstern ist", sieht Edda Poell die Sache.

Das Ehepaar Poell setzt auf einen Mix. In dem Konzept spielen auch Büros eine Rolle. Und aus dem Workshop im Rathaus hat die Architektin vor allem eines mitgenommen: "Bei Neubauten muss man sich nicht sklavisch daran halten, auf alt zu machen. Wichtig ist die Harmonie. Das ist ein guter Ansatz."

"Der Charme der Altstadt ist eindeutig die Gastronomie. Und man kann es drehen und wenden, wie man will: Noch mehr Wohnbebauung erschwert die Situation für die Wirte", ist Bürgermeister Thomas Dünchheim grundsätzlich skeptisch. Letztlich sei es aber vor allem Sache der Politik, die Richtung vorzugeben.

"Wir dürfen auf keinen Fall weitere Konflikte schaffen. Die Nutzung muss zusammen passen. Und das Herz der Altstadt sind die Kneipen", ist für CDU-Stadtverbandschef Markus Gronauer die Richtung klar. "Neues muss da ganz behutsam eingefügt werden", so der Ratsherr.

"Mehr Wohnbebauung ist auch eine Belebung für die Altstadt", sieht es SPD-Planungsexperte Werner Goller. Entsprechend positiv wertet das Ratsmitglied die Überlegungen des Architektenpaars Poell: "Die Pläne, die ich kenne, setzen doch letztlich auf eine konstruktive Mischung. Zollhäuschen und Chinese sollen erhalten bleiben, der Pub wieder öffnen. Das sind drei Gastronomiebetriebe. Und eine Umgestaltung der brachliegenden Biergärten und des ohnehin seit langem nicht genutzten Zollhofs wären doch ein Gewinn."

Allerdings ist da ein weiteres Konfliktpotenzial programmiert: die Art der Bebauung. Denn in beiden Fällen ist es die Seite hin zum Rheinvorland. Und genau von dort sollen die Menschen verstärkt in die Altstadt gelockt werden. Da sind sich alle Beteiligten einig. Entsprechend einladend müsse die Architektur sein. Auf alt getrimmt oder bewusst modern als Gegensatz - da scheiden sich die Geister.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort