Monheim: Streichhölzer auf der Bühne

Kultur: Das Matchboxtheater in Hitdorf kann auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken.

Hitdorf. Vielleicht ist es die Begeisterung der Schauspieler? Vielleicht die Stückauswahl? Oder die Größe des Theaters? Was genau es ist, kann wohl niemand so genau sagen. Fest steht: Das Matchboxtheater überzeugt mit seiner ganz besonderen Atmosphäre das Publikum - und das nun schon seit zehn Jahren.

"Unser erstes Stück war MacBest von Terry Pratchett", erinnert sich Dirk Volpert, der damals mit Martina Vikanis das kleine Theater gründete und mit ihr die Liebe zu dem englischen Schriftsteller teilt. In der alten Zündholzfabrik eröffnete 1997 ein Kindergarten, zwei Jahre später wurde die Lagerhalle zu dem kleinen Theater umgebaut. Die Schauspieler sehen sich deshalb auch als Streichhölzer in der Zündholzschachtel - Matchsticks in der Matchbox.

"Wir haben uns in der Volkshochschule kennen gelernt", sagt Vikanis. "Und weil ich mich ein bisschen mit dem Theater auskannte, hat sie mich ins Boot geholt", lacht Volpert. Der 42-Jährige ist seit zwölf Jahren professioneller Schauspieler und sieht doch den besonderen Reiz des Matchboxtheaters: "Hier kann ich selbst Regie führen. Ganz besonders toll ist es, wenn die Stücke Premiere feiern, die ich selbst übersetzt habe. Dann fühle ich mich wie der Autor", sagt er.

Sobald die Schauspieler von ihrem Theater sprechen, strahlen sie eine unglaubliche Freude aus, die sofort auf die Besucher überspringt. "Wir sind bei jedem Theaterstück wie eine kleine Familie", sagt Vikanis. Zweimal die Woche wird für ein Stück geprobt - kurz vor der Premiere fast täglich. Auch im Moment wird wieder täglich geübt, denn am Wochenende wird die "Jubiläumsmischbox" aufgeführt.

In der Matchbox gibt es kein festes Ensemble. Bei jedem Stück wird neu entschieden, wer von den vielen Theaterbegeisterten mitspielt. Immer dabei sind einige Schauspieler aus der Nachbarstadt. "Ich bin wohl der Älteste hier", grinst der Monheimer Helmut Kuhnhenn (65) verschmitzt. Aber auch die Jüngste fährt täglich nach Monheim: "Ich gehe auf die Peter-Ustinov-Gesamtschule", sagt die 15-jährige Millie Vikanis. Seit 2005 spielt sie Theater und ist wie ihre Kollegen voller Begeisterung. "Theaterspielen gibt mir die Möglichkeit, jemand zu sein, der ich im richtigen Leben niemals wäre. Außerdem trifft man nicht häufig auf so viele nette und offene Leute", sagt sie.

"Dass unser Theater solch ein Erfolg wird, hätte ich niemals gedacht", sagt Volpert. Das erste Stück, das mit fünf Aufführungen angesetzt wurde, war bereits zwei Wochen vor der Aufführung ausverkauft. "Über diesen Blitzstart war ich schon ein bisschen erschrocken", gibt Volpert zu. "Wir waren wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

Das Matchboxtheater spielt keine Klassiker, sondern Stücke, die nicht so häufig laufen. Thriller stehen genauso auf dem Programm wie Komödien. "Besonders den Thrillern kommt die kompakte Atmosphäre in unserem Theater zugute. Der Zuschauer ist viel mehr dabei, die Ängste werden übertragen", meint Volpert. So soll auch das nächste Stück, das im Herbst gespielt wird, wieder spannend werden: "Coronado" von Dennis Lehane. "Es ist eine deutsche Erstaufführung. Ich habe es übersetzt", erzählt Volpert, der schon die Skripte für viele deutsche Erstaufführungen geliefert hat.

Ein Höhepunkt in der zehnjährigen Theatergeschichte war sicherlich der Besuch von Terry Pratchett. Als der Schriftsteller für eine Lesetour in Köln war und von dem kleinen Theater hörte, meldete er sich zwei Wochen später per Mail. "Und dann kam er auch wirklich zu Besuch", strahlt Vikanis. "Aber eigentlich gibt es immer schöne Momente, die auch manchmal nur ganz kurz dauern", meint Volpert. "Beispielsweise, wenn ein neuer Kollege zum Vorsprechen kommt und du nach dem ersten Satz merkst: Der ist es, den brauchen wir. Das ist wirklich toll."

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