Monheim: Stadtteil im Wandel der Zeit

Berliner Viertel: Die Diskussion um den Verkauf verdrängt fast die Tatsache, dass die Siedlung inzwischen über 40 Jahre ein Stück Monheim ist.

Monheim. In welche Zukunft die LEG-Wohnungen gehen, ist immer noch unklar. Klar ist nur, dass das Land verkaufen will. "Mieterschutz und sozialverträgliche finanzielle Forderungen" - das betonte bei einer CDU-Veranstaltung am Dienstagabend im reichlich gefüllten Stadtteil-Café auch einmal mehr Unions-Landtagskandidat Hans-Dieter Clauser. Doch einmal mehr wurde klar, dass die Menschen unsicher sind. Und Martin Belger, Vorsitzender des Mieterbeirats Berliner Viertel, zweifelte an dem Abend nicht am guten Willen der Politiker. "Aber in Sinne der Menschen hier muss bei einem Verkauf deren Schutz genau festgelegt werden."

Im Wirb el der Verkaufsdiskussion wurde beinahe vergessen, dass das Berliner Viertel vor einigen Monaten den 40. Geburtstag feierte. Im Oktober 1966 gab es das Sammelrichtfest des gewerkschaftseigenen Baukonzerns "Neue Heimat" auf der Großbaustelle Monheim Süd. Die Wohnungen waren beliebt. In den 80er dann der Schock: Pleite der "Neue Heimat". Nach einigem Wirbel gingen die Wohnungen schließlich in der LEG auf.

"Trotzdem habe ich immer gerne hier gelebt. Tue es auch jetzt noch", erinnert sich Martin Belger. Der heute 65-Jährige zog 1971 ins Berliner Viertel, wohnt an der Anne-Frank-Straße. Und er hat das Gefühl, dass die meisten Menschen dort gerne leben. "Natürlich gibt es immer mal Grund zum Ärger. Aber insgesamt ist das schon in Ordnung."

Ordnung - das ist ein Reizwort für Hidayet Öksüz. Denn genau die kann sie im Berliner Viertel nicht entdecken. "Die Gegend hat wirklich mal bessere Zeiten gekannt. Die Pflege lässt immer mehr nach. Die Hausmeister sieht man nur bei der Mietkostenabrechnung", kritisiert die 39-Jährige. Sie wohnt an der Brandenburger Alle, lebt seit 1979 im Stadtteil und fordert, dass viel mehr für die Attraktivität getan werden muss.

"Mir gefällt es hier. Es ist bunt gemischt", ist Corinna Hartmann wiederum anderer Meinung. Die 39-Jährige mit Wohnort Charlottenburger Straße ist als Studentin vom Sandberg ins Berliner Viertel gekommen, lebt seit 18 Jahren dort.

Das sind drei Meinungen von vielen. Denn das Berliner Viertel hat insgesamt etwa 11 000 Bewohner. Doch sie alle eint seit Monaten die ungewisse Zukunft des Stadtteils.

Das führt wieder zur Veranstaltung von Dienstagabend im Stadtteil-Café. Denn Landtagsabgeordneter Hans-Dieter Clauser versprach auch gegenüber Claus Ebert, Geschäftsführer LEG Wohnen: Sobald er neue Erkenntnisse über den Wohnungsverkauf habe, werde er die Monheimer darüber informieren.

Neue Heimat: Das Richtfest des gewerkschaftseigenen Unternehmens im Oktober 1966 war der Start für eine rasante Entwicklung in Monheim Süd. Noch im selben Jahr wurden laut Stadtarchivar Michael Hohmeier die ersten Wohnungen an Tegeler und Tempelhofer Straße bezugsfertig.

Von Bau zu Bau: Gut ein Jahrzehnt ging es Bauabschnitt um Bauabschnitt weiter. Das Berliner Viertel wuchs auf 45 Hektar mit 3500 Wohnungen. Die Siedlung war in früheren Jahren sehr begehrt bei Familien vor allem aus Düsseldorf, die dort modern und preisgünstig leben konnten.

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