Monheim: Helfer für die Straßenkinder

Menschen: Der 28 Jahre alte Monheimer Matthias Raue geht Ende August als Entwicklungshelfer nach Mexiko.

Monheim. Junge Leute, die ein Auslandsjahr machen, sind inzwischen keine Besonderheit mehr. USA, Australien, Großbritannien sind dafür beliebte Länder. Der Aufenthalt dort wird oft noch durch EU-Projekte oder internationale Abkommen gefördert. Doch dann ist da noch der Monheimer Matthias Raue. Der 28-Jährige will ebenfalls ein Auslandsjahr machen. Aber eigentlich weiß er noch gar nicht, ob er wiederkommt. Und sein Ziel ist auch so ganz anders: Entwicklungshilfe in Mexiko. Dort will er ab Ende August Straßen- und Waisenkindern helfen.

"Ich war im vergangenen Jahr zweimal in Mexiko. Da habe ich viel Armut gesehen, jedoch auch die Herzlichkeit der Menschen kennen gelernt. Das ist schon toll. Das kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat", erzählt der ausgebildete Krankenpfleger. Raue arbeitet in der Forensik der Rheinischen Landesklinik in Langenfeld.

Eigentlich gefällt ihm sein Job. Trotzdem zieht es den Schlagzeuger der Band Satans Propaganda ("Mit Teufelsanbetung hat das nichts zu tun. Wir machen uns über so was lustig") nach Lateinamerika. Zunächst für ein Jahr wird er für den als gemeinnützigen Verein eingetragen Freiwilligenaustausch ICJA dort aktiv sein.

"Aber man kann auch ein Jahr verlängern. Das werde ich ziemlich sicher machen", sagt Raue. Dann will er sich entscheiden: Entweder auf Dauer in Mexiko leben oder eine weitere Auslandsstation ansteuern: Schwedens Metropole Stockholm.

"Es soll sich hier zu Hause keiner Sorgen machen, dass ich irgendwie alle Brücken abbreche und bald mittellos bin. Deshalb habe ich mich bereits in Schweden beworben. Ich habe auch schon ziemlich sicher eine Zusage, dort als Krankenpfleger arbeiten zu können. Parallel werden mir sogar Schwedisch-Kurse bezahlt", erläutert der 28-Jährige. Der Grund für das Entgegenkommen der Skandinavier ist die Tatsache, dass dort Engpässe in der Krankenpflege bestehen. Deshalb wird Fachpersonal aus Deutschland mit Kusshand genommen - und gut bezahlt.

Von guter Bezahlung kann nach westlichen Maßstäben in Mexiko, Matthias Raue wird entweder in der Hauptstadt oder in unmittelbarer Nähe der Metropole arbeiten, keine Rede sein. "Ich bekomme 100 Euro im Monat", sagt er. Allerdings dürfe man auch nicht vergessen, dass es in dem fernen Land etwa dem Lohn einer Kindergärtnerin entspricht.

Auf die Arbeit mit Kindern freut sich auch Raue. Koch-Workshops mit den Ärmsten zum Beispiel schweben ihm vor. Trommelkurse kann er sich vorstellen. In Wolkenkuckucksheim lebt er nicht. Denn es gab am Wochenende bereits ein erstes Seminar zur Vorbereitung in Berlin. Weitere Veranstaltungen werden folgen. "Auch in Mexiko werde ich nicht einfach auf die Menschen losgelassen. Vor Ort gibt es noch eine Schulung", sagt er.

Durch seine beiden Aufenthalte hat er bereits einiges über die Mentalität der Mexikaner gelernt. Neben der netten Art ist es auch die Spontanität der Menschen, die ihn beeindruckt. "Da habe ich zum Beispiel in einem 500-Seelen-Dorf einen Lehrer kennen gelernt. Der sagte: ,Du bist herzlich willkommen. Du bekommst ein Bett und Essen.

Dafür unterrichtest Du meine Schüler in Deutsch.’ Das habe ich dann eine Woche lang gemacht. Es war wirklich ein Spaß. Die Kinder hatten nicht die geringste Ahnung von unserer Sprache. Ich bin kein Lehrer. Aber das alles war kein Problem." Es kam ihm zugute, dass er Spanisch schon so halbwegs konnte.

Was ihm an der Organisation ICJA mit ihrem Freiwilligenaustausch besonders gefällt, ist die Tatsache, dass es keine Einbahnstraße wird. "300 Deutsche gehen pro Jahr über den Verein in alle Welt. Parallel wird 60jungen Menschen anderer Erdteile die Möglichkeit geboten, in Deutschland Erfahrungen zu sammeln.

"Wer in Monheim ein Bett frei hat, der sollte sich melden bei ICJA", appelliert Raue. Neugierig? Unter Telefon030/21238252 gibt es in Berlin weitere Auskünfte über die Austauschprojekte. "Aber es wäre doch klasse, wenn ich Monheim verlasse, und gleichzeitig Monheimer eine Tür in unser Land öffnen", ist der 28-Jährige optimistisch.

Guter Dinge ist Raue auch mit Blick auf die Tatsache, dass er 1800Euro über einen extra dafür gegründeten Förderverein aufbringen muss. "Den Rest der Gesamtkosten für Flug, Versicherung, Unterkunft und Verpflegung übernehmen Bund und IVJA", erläutert er. Nun heißt es in den nächsten Wochen: Klinken putzen. Denn es sei ja für die gute Sache. Familie und Freunde haben bereits ihre Hilfe zugesagt. Aber auch Institutionen wie den Lions Club wird er fragen.

Und wenn es dann Ende August los geht - was wird Matthias Raue besonders an Monheim vermissen? Eben jene Familie und die Freunde. Dann sind da noch seine Schallplatten und natürlich das Schlagzeug. "Es gibt nur Rucksachgepäck", ist er in Aufbruchsstimmung.

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