Monheim: Ein Kaffeekränzchen unter DJs

Sojus 7: „Sunday Live Session“ heißt die neue Konzertreihe in der alten Sauerkrautfabrik.

Monheim. Helge Schneider hat hier sein "Katzeklo" Anfang der 1990er zum Besten gegeben. Die Sportfreunde Stiller haben hier gespielt, als sie noch niemand kannte, und auch Dieter Nuhr steht auf der langen Liste der Künstler, die zu Beginn ihrer Karriere im Sojus 7 auftraten.

An diesem Sonntag sitzen Dirk Auschner und Tim Fleischer in den Räumen der alten Sauerkrautfabrik. Sie treffen sich zur "Sunday Live Session", die auf der Internetseite des Sojus als "das wohl netteste DJ-Kaffeekränzchen dies und jenseits des Rheins" angekündigt wird.

Entstanden ist diese Konzertidee durch virtuelle Sessions vor zehn Jahren. "DJs aus Berlin, München oder eben Monheim haben zu Hause vor ihrem Computer aufgelegt, und das wurde dann mit einem Livestream übertragen. Als die ersten keine Zeit mehr hatten, schlief das ganze ein. Die Konzerttreffs hier in Monheim sollen wieder in diese Richtung gehen. Gemütlich zusammen bei Musik entspannen", sagt Auschner.

Der 41-Jährige, der mit sieben weiteren Ehrenamtlern Events im Sojus 7 organisiert, stand schon im Stadtgarten und im Gloria in Köln hinter dem Mischpult. Tim Fleischers Augen werden ganz groß, wenn er davon hört und sein DJ-Mentor von seinen 3800 Schallplatten erzählt. "In meinem Regal zu Hause stehen erst um die 50 Platten, aber ich bin ja auch noch am Anfang", sagt der 20-Jährige.

Mit den beiden Musikern toben sich im Sojus 7, das mittlerweile zur Volkshochschule (VHS) gehört, nun zum dritten Mal ungefähr 15 DJs aus - vom progressiven Techno über Discohouse bis hinzu Elektro. Dabei wird sich ausgetauscht, Kaffee getrunken oder auch auf dem Beamer "Playstation" gespielt. "Wir wünschen uns natürlich, dass noch mehr Leute uns zuhören. Sie können bei uns abschalten oder Fußball an der Konsole zocken und dabei Musik hören, und die ist besser als das, was man im Radio hört. Wir arbeiten gegen den Einheitsbrei", berichtet Auschner stolz, während er herzhaft in ein Pizzastück beißt. "Das ist heute mein Frühstück", schmunzelt er. "Ich bin erst weit nach 4 Uhr ins Bett gekommen."

Grund war die Veranstaltung "Schamanen der Nacht", die Auschner erstmals organisiert hat. Mehrere DJs haben für einen abwechslungsreichen musikalischen Abend gesorgt. Leider verloren sich nur 20 Gäste im Sojus. "Ich verstehe das nicht. Die jungen Leute beschweren sich immer, dass in Monheim nichts los ist. Dann bietet man ihnen mal was, und sie kommen nicht", sagt Hilde Weyler und malt an einem ihrer Fischbilder. Die gute Seele des Sojus besitzt seit 20 Jahren ein Atelier im Dachgeschoss und hat alle Höhen und Tiefen miterlebt.

"Das Sojus braucht einfach mehr Nachwuchs, sowohl ehrenamtliche Helfer, als auch Gäste", sagt Weyler. Als sie ihre Stimme senkt, den Pinsel ablegt und es ganz ruhig im Atelier wird, sind ein paar junge Monheimer zu hören, die in Weylers Sinne tätig sind. Denn die DJs haben ihr Pizzafrühstück beendet, und Musik tönt durch das Sojus 7.

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