Monheim: Die Öffnung der Marienburg

Alexander Zimmer will regelmäßige Veranstaltungen in den alten Gemäuern anbieten. Der Start mit Kai Spitzl war ein voller Erfolg.

Monheim. Draußen ist es noch warm und hell, ein paar Leute stehen vor dem Eingang bei einem Glas Wein an mit Blumen dekorierten Stehtischen zusammen. Durch das große, kühle Foyer kommt man in ein kleines, gemütliches Räumchen. Tiefrote Vorhänge verdunkeln die großen Fenster. Der Boden ist mit Teppichboden der gleichen Farbe ausgelegt, an der zur Hälfte mit Holz vertäfelten Wand hängen Gemälde in dicken Goldrahmen und Wandteppiche, die Decke ist aufwendig bemalt und Reihen aus Samtstühlen bieten Platz für die 67 Gäste. Es ist schon eine ganz besondere Atmosphäre in der Marienburg an diesem Dienstag-Sommerabend.

Auf der Bühne steht ein schwarzes Klavier. Man wartet auf den Mann des Abends, der es sich wenig später auf einem Stuhl im Rampenlicht gemütlich macht: Kai Spitzl. Der Kabarettist startet mit seinem Programm die Serie der "Marienburg-Events" unter der Organisation von Alexander Zimmer, Geschäftsführer der Junior Management School (JMS).

Vor zwei Jahren war die JMS in die Räume der Marienburg gezogen. "Wir fühlen uns hier total wohl. Es ist ein Geschenk, hier jeden Morgen arbeiten gehen zu können", freut sich Zimmer über seinen Arbeitsplatz.

Bald entstand die Idee, in der Marienburg auch Kultur anzubieten. "Die Location hier ist super, da müsste man eigentlich viel machen", überlegte Zimmer und fing an, sich nach möglichen Tipps in der Kleinkunstszene umzusehen, um besonders den Nachwuchs zu fördern.

In Köln wurde man schließlich fündig mit Kai Spitzl und seinem Programm "Auf verbalem Kreuzzug durch die Absurditäten des täglichen Lebens". Während Spitzl sein Talent zwischendurch auch mal auf dem Klavier beweist, spricht er von Kreuzfahrten, der Wirtschaftskrise, Datenschutz und Kochshows. Er strapaziert die Lachmuskeln des Publikums von der ersten Minute an. Da ist die Pause nach 50 Minuten von dem Mann im weißen Hemd und schwarzen Anzug bitter nötig. Manche Gäste lachen noch, als sie wieder in der Abendsonne vor der Burg stehen.

Kai Spitzl beweist seine Qualitäten als echter Geheimtipp. Nicht umsonst ist er für einige Preise nominiert. Und es wundert auch nicht, dass die Veranstaltung so schnell ausverkauft war. Dabei hatte die Werbung nur durch Mundpropaganda stattgefunden.

Das Programm ist kreativ, aktuell und teilweise recht gnadenlos. Das zeigt sich besonders in der zweiten Hälfte. Themen wie Michael Jackson, die Schweinegrippe und Arbeitslosigkeit werden nicht ausgelassen. Und schließlich kommt er mit einem "Erlebnispark Ost" und dem "Phanstasialand" um die Ecke, in dem alle Wertgegenstände am Kassenhäuschen abgegeben werden müssten und Tagesschau gucken streng verboten ist. Es ist schon ein sehr trockener und vor allem schwarzer Humor, doch wer das mag wird absolut auf seine Kosten kommen.

Mit einem kurzen "Gute Nacht" beendet Kai Spitzl seinen Auftritt, steht auf und verschwindet hinter einer dicken Holztür. Natürlich muss er bei dem frenetischen Applaus noch zwei Mal wieder raus kommen.

"Wenn das Interesse da ist, werden wir weiter machen", so Alexander Zimmer. Und an dem Erfolg dieser Veranstaltung besteht gar kein Zweifel.

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