Monheim; Der Zauber der Blockflöte

Zum Auftakt der Reihe von Jim und Marke Monheim gastierte die Gruppe „Wildes Holz“ im Schelmenturm – und begeisterte die Zuschauer.

Monheim. Erinnert man sich an seine eigenen Erfahrungen mit Blockflöten, läuft da wohl eher ein Schauer über den Rücken. Schiefe und quietschende Töne waren häufig eher Regel als Ausnahme. "Wildes Holz" wollen zeigen, dass es auch anders geht.

Mit langsamen Melodien fängt der Freitagabendabend im ausverkauften Schelmenturm an - doch das Tempo steigert sich, schneller und schneller spielen die drei Musiker. Genauso schnell ist auch der letzte Zuhörer überzeugt: Die Blockflöte ist ein klasse Instrument.

Doch nicht nur Tobias Reisige an der Blockflöte zeigt sein Können, auch Anton Karaula (Holzgitarre) und Markus Conrads (Holzbass) beherrschen ihre Instrumente meisterhaft. Das zweistündige Programm ist abwechslungsreich, eigene Kompositionen folgen Coverstücken aus verschiedensten Genres. Jazz und klassische Musik finden hier ebenso ihren Platz wie Rock-Klassiker.

Die Zuschauer trauen ihren Ohren kaum, als dort laut "The final countdown" ertönt oder sich Tobias Reisige voller Elan auf den Boden schmeißt und "Born to be wild" auf seiner Blockflöte spielt. Mit viel Witz und Charme sorgen die drei Musiker dafür, dass häufig lautes Lachen ertönt.

So hüpft Reisige von einer kleinen Mauer herunter und spielt mit einer Miniflöte das volkstümliche, selbst komponierte Stück "Im Maien der Bauer." Bei dem Stück "Nix zu machen" schweben melancholische Klänge durch den Raum.

Doch dann wird die Musik wieder fröhlicher, die Zuschauer wippen fröhlich mit. Nur eine kann den Stimmungsumschwung wohl nicht so ganz verkraften: die Gitarre. Sie entschließt sich kurzerhand dazu, eine Saite reißen zu lassen. Ein kurzes, spontanes Lied ist schnell eingebaut. Und bald schon erklingen die drei Instrumente wieder gemeinsam.

Seit zehn Jahren spielen "Wildes Holz" nun schon zusammen. "Eigentlich hat alles bei einer Musikschulfahrt nach Budapest begonnen, zu der Tobias seine Blockflöte mitbrachte", erzählt Markus Conrads. Und seitdem fordert das Trio: Freiheit für die Blockflöte.

"Es ist nicht unbedingt die Technik, die Effekte macht, sondern vielmehr die Freude, mit der musiziert wird", findet Sabine Köhler. Die 51-Jährige ist über ihre Bekannten Ute und Hermann Kienle zu "Wildes Holz" gekommen. "Es ist dermaßen variabel, was man aus den drei Instrumenten herausholen kann, das ist einfach unglaublich", sind alle begeistert. Besonders in einem kleinen Rahmen gefällt ihnen die Musik gut.

Nach der Pause tritt Reisige mit Einhandflöte und Trommel auf. Wie ein Spielmann im Jackett wirkt er, spielt eine mittelalterliche Melodie. Ein kurzes Stück von Bach ertönt, bevor die Musiker ein aktuelles Lied von Black Sabbath spielen. Aber auch ein "Stück, das unsere Fernsehkindheit sehr geprägt hat", darf im Repertoire nicht fehlen: Captain Future - Feinde greifen an.

"Vorsorge fürs Alter" haben die Musiker ebenfalls schon getroffen. "Die ruhige Kugel soll für die Jahre sein, in denen wir nicht mehr so schnell spielen können", erläutert Anton Karaula. Doch auch hier zeigen die Musiker, was sie können, jeder spielt ein Solostück. Leichte, federnde, swingende, rockige Töne - ein abwechslungsreicher, überraschender Abend geht zu Ende. Und "Wildes Holz" hat es einmal geschafft, Vorurteile gegenüber der Blockflöte und so manches Kindheitstrauma abzubauen.

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