Monheim: Der verzaubernde Pastor

Als Pastor hat Hans-Werner Völker in diesen weihnachtlichen Tagen „Hochbetrieb“. In seiner Freizeit widmet sich der 62-Jährige der Zauberei. „Wir sind Gehilfen eurer Freude“ zitiert er dabei gern die Bibel.

Monheim. Manchmal lässt er sich in die Karten schauen. Wie aus einer zerrissenen Zeitungsseite wieder eine ganze wird, oder wie Wäschestücke auch ohne Wäscheklammern an der Leine gehalten werden, wie sie sich plötzlich aus einem Knoten wieder lösen.

Doch das Kunststück, wie auf einer Spielkarte durch bloßes Drehen und Wenden mal eben sieben oder noch mehr Karos erscheinen, das verrät er nicht. Pfarrer Hans-Werner Völker ist nicht nur engagierter Pastor in Monheim, der in diesen Tagen alle segnenden Hände voll zu tun hat. Er kann auch zaubern.

Mit seinen Kunststücken - das Wort Trick mag er nicht - versetzt er seine Zuschauer oft ins Staunen. Ein zaubernder Pastor? Steht doch in der Bibel "Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben" (3. Mose 19,26 b).

"Ich bin früher deswegen hin und wieder seltsam angesehen worden", sagt Völker, der aber ein anderes Bibelwort zitiert: "Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude" (2. Korinther 1,24). Und so will er seine Fingerfertigkeit verstanden wissen. Er will einfach Freude bereiten.

Bei Gemeindefesten, in Kindergärten, kürzlich bei einer Seniorenfeier im Eki-Haus. "Wenn ich zaubere, kommen die Menschen darüber ins Gespräch", sagt Völker, sie wundern sich, stellen Fragen, wie das Kunststück zustande gekommen wäre. Dieser Effekt seiner Zauberei erfreut ihn sehr - und die Fröhlichkeit, die entsteht. Er zauberte schon als Kind. Sein älterer Bruder, der sich schon bei der Düsseldorfer Kirmes die Zauberbuden angeschaut hat, brachte ihm einige Kunststücke bei.

Völker sieht gerne Zauberei im Fernsehen. Er verfolgt, wo es gute Darbietungen im Umkreis gibt. 1976 wurde er Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland, in dem Berufskünstler und Amateure beheimatet sind. Etwa 2800 Mitglieder hat dieser Kreis zurzeit. Völker geht einmal im Monat zum Kölner Ortszirkel. Im Magischen Zirkel sind einige Philosophen und ungefähr zehn Geistliche.

Das Kunststück, die zerrissene Zeitungsseite wieder zusammenzusetzen, mag er besonders. "Es geht dabei um das Wiederherstellen von etwas Zerbrochenem, der Mensch mag es, wenn Heilung zustande kommt", sagt der Pfarrer. Beim Zaubern hilft ihm natürlich der Zauberstab, mal ein kleiner, mal ein großer, der Zylinderhut seines Großvaters und ab und zu eine Flasche Maggi. "Das bedeutet Magie", sagt er.

Braucht er viel Zauberkraft, also Magie, hilft ihm die große Flasche Maggi, braucht er weniger, tut es auch die kleine. "Dann lachen die ersten Leute schon, wenn ich ihnen mit Maggi und Magie komme", sagt Völker.

Er zaubert Blumen aus dem Ärmel, verknotet Seile, lässt Tücher verschwinden, Geldstücke verändern sich. Die Kunststücke sind in speziellen Büchern und Zeitschriften für Zauberer genau beschrieben, oft seitenlang. "Man muss sich beim Zaubern sehr konzentrieren, viel üben. Ich bin dem Zuschauer immer einen Schritt voraus, ich weiß, wie der nächste Handgriff aussieht und welche Wirkung erzielt werden soll."

Vor seinen Kollegen, die das Zaubern berufsmäßig ausüben, hat er Riesenrespekt. In anderen Ländern hätten die Zauberkünstler ein ganz anderes Ansehen, zum Beispiel in China. Dort fand in diesem Jahr der Weltkongress der Zauberer statt.

In zwei Jahren geht Pastor Völker in den Ruhestand. Dann wäre mehr Zeit zum Philosophieren und zum Zaubern. Das gehört für ihn alles eng zusammen. Und vielleicht zaubert er dann auch ein lebendiges Kaninchen aus dem Zylinder. Bislang waren es erst Papiertiere. Aber in den nächsten weihnachtlichen Tagen ist erst einmal wieder der Pastor gefragt.

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