Mobile Werkbank für Kinder rollt durch Monheim

Seit einem Jahr fährt der „Basti-Bus“ durch die Region. Drei Ehrenamtler zeigen dem Nachwuchs den Umgang mit Holz.

Monheim. „Herr Basti ich bin fertig!“, ruft Orlando (6) schon nach einigen Minuten und hält sein Holzherz in die Luft. „Bist du sicher?“, fragt Jo Ruppel und kontrolliert die scharfen Kanten. „Mach das mal noch ein bisschen gründlicher, sonst tut man sich daran weh.“ Für die Kinder der ersten und zweiten Klassen der Grundschule am Brückentor sind die ehrenamtlichen Betreuer des „Basti-Busses“ heute alle „Herr Basti“. „Das ist einfacher zu merken als Herr Ruppel und Herr Schmalenberg oder Herr Leidig“, erklärt Jo Ruppel. Der pensionierte Lehrer, der jahrelang Schüler der Anton-Schwartz-Schule in Monheim unterrichtet hatte, bringt jetzt Kindern das Arbeiten mit Holz bei.

Oliver Leidig hatte Ruppel vor einem Jahr gefragt, ob er sich nicht an seiner Idee beteiligen wolle, einen Lieferwagen mit einer Werkbank auszustatten und darin mit Kindern zu basteln und zu werkeln. Ruppel sagte sofort zu. Einige Monate später kamen ein zweiter Lieferwagen und der KFZ-Meister Günter Schmalenberg dazu. Die Idee zu der fahrenden Werkbank kam Leidig durch seinen Vater, der eine Schreinerei unterhält. „Ich bin zwar Industriekaufmann, habe aber schon früh gelernt, mit Holz zu arbeiten“, erzählt Leidig. „Das ist heute aber selten. Viele Kinder wissen gar nicht mehr, wie Holz in der Ursprungsform aussieht.“ Deshalb zeigen die drei Männer den Kindern im „Basti-Bus“ nicht nur wie man einen Rohling in den Schraubstock einklemmt, um ihn sauber abfeilen zu können, sondern erklären auch, dass diese Holzbrettchen von einem Baum stammen und dass daraus auch Papier gemacht wird.

Die Kinder der Grundschule am Brückentor haben sich heute für Herzchen und Sternchen entschieden. In einem Halbkreis sitzen sie in dem weißen Lieferwagen an selbstgezimmerten Werkbänken. Vor jedem Kind ist ein Schraubstock befestigt. Die Herzen und Sterne aus unbearbeitetem Sperrholz sind schon zurecht gesägt. Die Kinder müssen sie jetzt sauber abfeilen. Dazu klemmen sie die Rohlinge in die Schraubstöcke. Ruppel macht es vor. „Ich weiß schon wie das geht“, sagt Nils. „Mein Papa hat einen ganzen Schuppen voll mit Holz und Werkzeugen. Da guck ich immer zu.“ Doch ganz alleine durfte Nils noch nie etwas basteln. Auch Klassenkameradin Viktoria (6) hat noch nie mit Holz gearbeitet: „Das ist gar nicht so schwer“, sagt sie und feilt ganz vorsichtig und gründlich an ihrem Holzherz.

Neben Kindergeburtstagen und offenen Ganztagsschulen fahren Leidig, Ruppel und Schmalenberg soziale Brennpunkte an, um Aufklärungsarbeit zu leisten. „Viele der Kinder, die in der Stadt wohnen, kennen keinen Wald. Die denken, dass Holz im Park wächst“, erzählt Leidig. Der „Basti-Bus“ nimmt zwar Geld ein, doch als gemeinnütziger Verein spendet er jedes Jahr an ein Monheimer Projekt. „Wir wollen das ehrenamtlich machen“, sagt Ruppel. „Weil uns das einfach Spaß macht.“

Die Scheiben im „Basti-Bus“ auf dem Schulhof der Grundschule sind mittlerweile ganz beschlagen. Die Kinder sind ins Schwitzen gekommen. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die fertigen Herzchen und Sternchen können die Schüler in der Klasse dann noch bemalen und an einer Schnur aufhängen. „Das schenk ich meiner Mama zu Weihnachten“, sagt Nils.

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