Langenfeld: Warten, bis kein Zug kommt

Ärger: Die Schranke an einem Richrather Bahnübergang treibt die Autofahrer zur Verzweiflung.

Langenfeld. "Ich habe letztens geschlagene 25 Minuten vor dem geschlossenen Bahnübergang gestanden", sagt Tim Lübke (23). "Ob überhaupt ein Zug kam, weiß ich nicht. Ich hatte die Warterei nämlich irgendwann satt, bin aus der Schlange ausgeschert und parallel zur Eisenbahnlinie über die Hildener Straße und den Winkelsweg gefahren."

So wie dem 23-Jährigen geht es derzeit vielen Autofahrern, die durch Richrath müssen. Statt auf direktem Weg zum Ziel zu gelangen, müssen Umwege in Kauf genommen werden. Schuld ist die Schranke am Bahnübergang Kaiser-/Hildener Straße, die immer öfter eine halbe Stunde und sogar länger geschlossen bleibt - obwohl weit und breit (noch) kein Zug in Sicht ist. "Das ist besonders ärgerlich, wenn man es eilig hat", so Tim Lübke, der an jenem Abend von Hilden aus kommend einfach nur nach Hause wollte.

"An manchen Tagen reicht die Blechlawine bis in den Ort hinein. Ich habe sogar Autofahrer erlebt, die bis zu einer Stunde in Höhe meiner Tür ausharrten", schüttelt Ali Ulutas den Kopf. Er betreibt in Richrath rund 200Meter unterhalb des Übergangs an der Kaiserstraße einen Tabakwaren- und Zeitschriftenladen und bekommt das Schlangestehen hautnah mit. "Es ist nicht jeden Tag der Fall, aber es kommt immer mal wieder vor."

Schon seit Herbst vergangenen Jahres sorgen die Wartezeiten an dem Bahnübergang für Ärger in Richrath. "Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon Schleichwege benutzen musste, um überhaupt nach Hause zu kommen", sagt eine Frau, die gerade beim Bäcker ihre Einkäufe erledigt. Das Problem sei, dass andere Autofahrer ebenfalls auf diese Idee kommen. Mit der Folge, dass auch die restlichen Sträßchen in dem Ortsteil vor Verkehr überquellen. "Seit Jahren ist von einer Unterführung die Rede", sagt die Frau beim Hinausgehen. "Wenn die endlich realisiert würde, hätten wir das Problem nicht. Außerdem gehört dieser Bahnübergang sowieso abgeschafft."

In der Vergangenheit ist es mehrfach zu gefährlichen Situationen gekommen, weil Autofahrer die Warnleuchten missachtet haben und plötzlich zwischen den geschlossenen Barken standen. So hatte Mitte Dezember eine 45-Jährige aus Hattert im Westerwald das Rotlicht missachtet. Als sie den Fehler bemerkte, stand sie bereits mit dem Pkw unter der sich schließenden Halbschranke. Der Lokführer erkannte die Gefahr aus der Ferne und konnte rechtzeitig abbremsen.

Für Bahn-Pressesprecher Udo Kampschulte sind die Wartezeiten ein Rätsel. "Bis auf eine Meldung vor sechs Wochen liegt uns von diesem Übergang keine Störung vor." Das solle natürlich nicht heißen, dass es keine gebe. "Aber um das nachzuvollziehen und gegebenenfalls zu beheben, brauchen wir konkrete Angaben, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit die Störungen aufgetreten sind", so Kampschulte. Nach jetzigem Stand seien diese Fälle unerklärlich.

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