Langenfeld/ Marktplatz: Buntes „Pflaster“ für die Baustellen-Wunde

18 Sprüher aus der Region machten am Wochenende aus dem Bauzaun ein farbenfrohes Gesamtkunstwerk.

Langenfeld. Herausgerissene Pflastersteine, Sand - die Baustelle auf dem Marktplatz sieht aus wie eine Wunde im Gesicht der Langenfelds. Kindern klebt man zum Trost bunte Pflaster auf Schürfwunden.

Die Stadt sollte nun ein "Pflaster" der besonderen Art bekommen: 18 Graffiti-Künstler waren mit der Düsseldorfer Hood Company am Samstag und Sonntag vom City-Management und der Interessengemeinschaft der Händler rund um den Platz eingeladen worden, mit Sprühdose und Farbe die Umzäunung der großen Baustelle zu verschönern. Mehr als 150 Quadratmeter Fläche standen für die kunstvolle Gestaltung zur Verfügung.

"Es gibt zahlreiche Veranstaltungen zum Baustellen-Marketing", sagt City-Manager Jan Christoph Zimmermann. "Diese Aktion soll zeigen: Der Standort ist auch mit Baustelle attraktiv." Dabei sollten die Motive idealerweise Langenfelder Gebäude abbilden. Protest-Kunst in seichte Bahnen lenken scheint dabei die Absicht der Veranstalter gewesen zu sein.

Am Samstagmittag waren schon erste Motive erkennbar: Schriftzüge, Menschen und tatsächlich auch Gebäude-Silhouetten. Die Leinwände mit den Graffiti sollen bis in den September hängen bleiben, denn für den 26. September ist die Eröffnung des umgestalteten Marktplatzes geplant. Erst dann werden Bauzaun und Baustelle verschwunden sein.

"Ich habe erst gestern den Entwurf gemacht", sagt der 32 Jahre alte Sprayer Sven X. zu seiner Kunst aus der Sprühdose. Selbstverständlich darf hinterher eine Aufnahme des Bildes nicht fehlen. "Man arbeitet eigentlich nur fürs Foto", fügt Sven hinzu. Etwa zehn Dosen Farbe verbraucht er für ein Bild. Das kostet den Sprüher etwa 40 Euro. Seit 15 Jahren sei er aktiver Graffiti-Sprayer.

Für Zimmermann stellen illegale Graffiti an privaten oder öffentlichen Gebäuden in Langenfeld kein großes Problem dar. Die SPD-Fraktion hingegen plant ein offensives Vorgehen gegen "wilde Sprayer". Videoüberwachung öffentlicher Gebäude wie Schulen, Verstärkung des Ordnungsdienstes sowie der Einsatz eines Anti-Graffiti-Mobils sind angedacht.

Die meist jugendlichen Straftäter sollen dabei ihre illegalen Kreationen selber beseitigen und die nötigen Putzmittel aus eigener Tasche bezahlen. Das hätte einen erzieherischen Gewinn, würde aber die jungen Leute auch vor kaum bezahlbaren Schadensersatzforderungen bewahren.

Die Aktion am Marktplatz gibt aber legal der Kunst einen Raum. Graffiti ist eben nicht nur "Schmiererei". An erwünschten Orten angebracht und sogar ausgestellt, kann Untergrund-Kultur zur Kunst avancieren.

"Mir gefällt es, dass es hier jetzt bunter ist", kommentiert Marie Würzburger (27) im Vorbeigehen die Front mit den Sprayer-Bildern. "Das ist jedenfalls besser als ein hässlicher Baustellen-Krater", meint sie.

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