Langenfeld: Kontrastreiche Zeitreise durch 100 Jahre Schulgeschichte

Die Realschule feierte ihren Geburtstag mit einem unterhaltsamen und informativen Programm.

Langenfeld. Mit der Vorführung von Loriots berühmtem "Ein Klavier, ein Klavier" bedankten sich die Schüler der Johann-Gutenberg-Schule bei der Stadt Langenfeld für die Übergabe eines 35 000 Euro teuren Flügels. Die Realschule an der Fröbelstraße wird 100 Jahre alt. Die große Geburtstagsfeier begann am Samstag in der frisch renovierten Aula mit Theaterstücken, Vorführungen des Schulchors sowie Klaviersonaten und transportierte dank Loriot-Späßen und Abba-Songs etwas vom Geist der 70er-Jahre.

Eine arbeitsreiche Woche lag hinter den 580 Mädchen und Jungen, denn die große Party wurde von ihnen mit vorbereitet. Nicht nur Tanz und Musik waren angesagt, sondern jede der derzeit 21 Klassen sollte ein eigenes Projekt erarbeiten und vorstellen.

In den 30er-Jahren hieß die Schule zeitweise "Hermann-Göring-Schule", und auch dieses Kapitel ist von den Schülern ausführlich bearbeitet worden. Eine Buchausstellung zum Thema "Drittes Reich" mit für Jugendliche geeigneter Literatur, eine Video-Sequenz über den jüdischen Friedhof in Langenfeld-Richrath sowie Info-Tafeln zum Thema "Jugendprotest", der in dieser Zeit mit Verhaftung und Tod enden konnte, sind nur einige interessante Geschichtsprojekte.

Mit viel Liebe zum Detail hat sich die Klasse 5c der Nachkriegsjahre 1945 bis 1953 gewidmet. Original-Lebensmittelkarten jener Jahre stellte die Klassenlehrerin zur Verfügung. Die Kinder hatten die Lebensmittelrationen nachgestellt: Fünf Scheiben Graubrot, 5,7 Gramm Fett (etwa ein Esslöffel), 6,6 Gramm Fleisch (etwa eine Viertel Scheibe Wurst). So wenig durfte ein Erwachsener pro Tag essen.

"Wir haben 50 Interviews mit Zeitzeugen geführt", sagte die elfjährige Melina Pein. "Die meisten waren freundlich und haben Auskunft gegeben."

Was haben die Kinder in dieser Zeit gespielt? Was gab es zu essen? Solche den Alltag betreffenden Fragen sollten mit Passanten auf der Straße geklärt werden, die alles bewusst miterlebt hatten. "Die meisten haben zuerst gesagt, dass es keine Schokolade und Südfrüchte gab", erinnerte sich Katharina Peters (11). Mit Puppen spielen und Glanzbilder tauschen war Mädchensache, Flitzebogen und Steinschleuder Jungenspielzeuge. Verstecken und Fangen sind von beiden Geschlechtern gespielt worden.

Die musikalische Darbietung auf dem Schulhof litt unter dem nass-kühlen Wetter. Der Truck der Welle Niederrhein diente nachmittags als Bühne für die Schulband. Da bildete die 80er-Jahre-Modenschau ein schrill-buntes Vergnügen vor der grauen Kulisse. Leggings, pinkfarbene T-Shirts, Vokuhila-Frisur (Kürzel für vorne kurz hinten lang) sind die Attribute, die die Jugendlichen mit den modischen Auswüchsen dieser Zeit verbinden.

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