Langenfeld: Geschäftsaufgabe des Buchhändlers von Bukowski

Nach mehr als 25 Jahren gibt der Buchhändler sein Geschäft in der „Schoppengasse“ Ende des Monats auf.

Langenfeld. Elke Herlt stöbert in den Bücherstapeln, ob sie etwas Passendes für sich findet. Gudrun Reuter, die seit 25 Jahren in der Buchhandlung von Bukowski Kunden berät, versucht auch diesmal behilflich zu sein. Doch dann platzt es aus der 67-jährigen Herlt heraus: "Es ist eine Schande, dass die Stadt so viele Bäume im Zentrum abholzen lässt. Erst am Marktplatz und jetzt am Immigrather Dreieck.

Die sind doch niemals alle krank gewesen", sagt sie. Die Buchhändlerin (58) hört der Frau, die vor sechs Jahren von Hilden nach Langenfeld gezogen ist, einfach nur zu. Herlt: "Weil es viel persönlicher als in größeren Buchhandlungen zugeht, komme ich immer wieder gerne hier her. Das wird mir sehr fehlen."

Und Gudrun Reuter mag noch gar nicht an Vorruhestand denken. Doch ihr Chef Julius von Bukowski hatte sich Freitag, den 13.Februar, ausgewählt, um seine 1500 Stammkunden schriftlich über seine Entscheidung zu informieren: Am 28. Februar schließt die von ihm 1983 gegründete Buchhandlung in der "Schoppengasse". Auch dem 73-Jährigen war das Schwätzchen mit der Kundschaft stets eine Herzensangelegenheit.

"Der Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen macht mir bis heute Spaß", sagt er. Doch nachdem im September 2006 der Filialist Thalia eine 620 Quadratemeter große Buchhandlung in der Stadtgalerie eröffnet hat, fehle es an neuen Gesichtern. "Die Laufkundschaft ist weg", sagt von Bukowski. Der Internet-Buchhandel und der wirtschaftliche Verlauf des vergangenen Jahres taten ein Übriges.

"Seitdem die Leute im Januar 2008 ihre Versicherungs- und Energierechnungen gesehen haben, sitzt das Geld bei ihnen nicht mehr so locker. Das Weihnachtsgeschäft konnte den Umsatzrückgang von etwa 30Prozent nicht mehr wett machen", erklärt der Buchhändler.

Die Thalia-Filiale macht Julius von Bukowski auch dafür verantwortlich, dass kein Nachfolger für sein Geschäft zu finden war. "Echte Einzelhändler gibt es in Langenfeld doch so gut wie gar nicht mehr", meint der streitbare Geschäftsmann. Auch die Hoffnung, den Laden an Tochter Annette (34) übergeben zu können, erfüllte sich nicht.

"Die hat zwar über fünf Jahre hier mitgearbeitet, aber sie ist im Hotelfach zu Hause", sagt der Vater. Sohn Jochen (40) ist als Steuer- und Unternehmensberater in Solingen gut im Geschäft.

Heute wird der kleine Buchladen am Marktplatz noch einmal aus allen Nähten platzen. Von Bukowski erwartet als Mitbegründer des Klubs der ehemaligen Prinzen- und Traditionspaare der Stadt rund 150Jacken zur Einstimmung auf den Start der tollen Tage. Der "kölsche Jong", der in Sülz-Klettenberg groß wurde, liegt der rheinische Frohsinn in den Genen. Der Liebe wegen zog es ihn nach Langenfeld: Ehefrau Christa ist hier geboren.

Von den Ideen des Buchhändlers profitiert die ganze Stadt: Der Weinfreund ist Initiator des Schoppenfestes, das im September zum 22. Mal gefeiert wird. Außerdem rief er den Langenfelder Gesprächskreis mit ins Leben.

"Autoren aus Politik und Wirtschaft werde ich weiter für Vorträge holen", verspricht der ehemalige Vertriebsleiter bei Verlagen wie Droste und Kosmos. Auch weitere Bände über Langenfeld will er herausgeben. "Als Antiquariatsverkäufer wird man mich wohl an der Hauptstraße wiedersehen."

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