Langenfeld: Als der Bürgermeister noch im Wirtshaus die Geschäfte führte

Stadtgeschichte: Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte „Langenfeld“ eine Revolte vor dem damaligen Amtssitz.

Langenfeld/Monheim. Lange war das ehemalige Haus Wagner an der Düsseldorfer-/Ecke Hauptstraße zum Berliner Platz gelegen bekannt als Gastwirtschaft und Ort zum Feiern. Heute erscheint das gelb gestrichene Gebäude mit den grünen Fensterläden als "Krügers" wieder in neuem Glanze und ist vor allen Dingen Restaurant.

Als Gasthaus hat das Haus eine lange Tradition. Im 19. Jahrhundert war dort die Poststation untergebracht und in einem Schankraum wurden die Kutscher und Fahrgäste der Postkutschen versorgt.

Doch das Gebäude war auch einmal Sitz des Bürgermeisters, Langenfelds erstes Rathaus - auch wenn es Langenfeld in seiner heutigen Form damals noch nicht gab. Beim Vortrag "Obrigkeiten im Schankraum" vermittelte Stadtarchivarin Ramona Riedrich im Kulturellen Forum einen Eindruck von dieser Zeit.

Eine spannende Episode war neben der Historie der Langenfelder Rathäuser die Rebellion gegen Bürgermeister Jakob Joseph Rosellen, der sein Amt von 1821 bis 1855 ausübte. Es war die Zeit, in der das Bürgermeisteramt noch der versah, um den es finanziell bestens bestellt war, denn Bürgermeister war ein Ehrenamt.

Das alte "Wirts- und Barrierehaus" - das heutige "Krügers" - war damals sowohl Wohn- als auch Verwaltungssitz des Bürgermeisters. Barrierehaus wurde es deshalb genannt, weil hier eine Schranke angebracht war und Durchreisende ein "Chausseegeld" zahlen mussten.

In dem Haus war neben dem Geschäftszimmer des Bürgermeisters auch die Registratur untergebracht, in der die Akten der Gemeinde verwahrt wurden. In der Gaststätte tagte auch der Gemeinderat.

Da Monheim und Richrath damals noch eine Samtgemeinde waren, das heißt zusammen verwaltet wurden, mussten die Monheimer Räte zu jeder Sitzung extra nach Langenfeld kommen - "und das war damals noch nicht in zehn Minuten zu bewerkstelligen", so Ramona Riedrich.

Jakob Joseph Rosellen war schon unter seinem Vorgänger Verwaltungssekretär gewesen. Als Bürgermeister bestimmte ihn die preußische Regierung der Rheinprovinz, zu der die Samtgemeinde gehörte. Bei seinen Vorgesetzten war Rosellen beliebt, weniger dafür bei den Bürgern.

Die warfen ihm vor, herrisch und nicht mehr vertrauenswürdig zu sein. Er sollte öffentliche Gelder unterschlagen, Spendengelder, die für Soldaten bestimmt waren, veruntreut und Grundstücke nicht öffentlich ausgeschrieben haben. Darüber hinaus forderten die Monheimer einen Bürgermeister aus ihrer Mitte.

Die Bürger waren sich einig: Rosellen sollte sein Amt verlieren. Beschwerdeschreiben folgte auf Beschwerdeschreiben und schließlich eine Untersuchung vor Ort. Dabei versammelten sich etwa 600 Bürger vor dem Amtssitz und forderten die Absetzung von Rosellen.

80 Angetrunkene setzten Regierungsrat Linz und die Gendarmerie so unter Druck, dass Rosellens Amtsenthebung verkündet wurde. Doch einige Monate später erschien der Untersuchungsbericht, in dem alle Vorwürfe - außer Rosellens Schroffheit gegenüber den Bürgern - entkräftet wurden. Daraufhin erhielt er sein Amt zurück und blieb Bürgermeister bis zu seinem Tode 1855. Er erlebte noch die Trennung von Richrath und Monheim 1851 mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort