Langenfeld: „Bonnie und Clyde“ rauben Stadtschlüssel

Die Filmhelden ziehen gegen erfahrene Karnevalisten wieder mal den Kürzeren.

Langenfeld. Die Zeiten, als mit Feuerwehr-Drehleiter, Hubwagen und anderen publikumswirksamen Aktionen am Altweibertag das Rathaus gestürmt wurde, sind scheinbar vorbei. Ein Stürmchen war es, kein Sturm - die Eroberung des Machtzentrums am Donnerstag durch die geballte Karnevalistenschar.

Prinzengarde, Richrather Karnevalsverein Schwarz-Weiß, Postalia und Festkomitee trafen am seitlichen Eingang des zur "Movie World" erklärten Rathauses kaum auf Widerstand. Die verteidigenden "Filmhelden" agierten viel zu vorsichtig.

Filmreif fuhr schließlich das Prinzenpaar in einem Oldtimer-Cabriolet wie das gefürchtete Gangsterpaar Bonnie und Clyde vor. Birgit I. war mit einem großkalibrigen Revolver und Benno I. mit einem Gewehr bewaffnet. Das Interesse der zahlreichen Schaulustigen auf dem Adenauer-Platz galt aber nicht nur den Tollitäten, sondern auch dem Auto mit dem Stern. Dieses wurde von Schützenbruder Helmut Thieltges gesteuert - Auto und Chauffeur sind Baujahr 1938.

Schon lange vor dem für 12.11 Uhr erwarteten Scharmützel fand sich die Rathaus-Mannschaft im Foyer und der Kantine ein, ausnahmslos kostümiert und in bester Stimmung. Dazu gesellten sich einige Ratsmitglieder und junge Bürger, die herzlich aufgenommen wurden. Zum guten Schluss glichen die Räumlichkeiten einer Sardinenbüchse, in der Bewegung unmöglich war.

Citymanager Jan-Christoph Zimmermann stach dennoch hervor. Er verkörperte im hautengen weiß-goldenen Outfit und mit Tollenperücke Elvis Presley. "Ich habe eine Woche lang dessen Hüftschwung geübt." Sprach’s und schlängelte wie der King wieder durch die Menge. FDP-Urgestein Rolf D. Gassen fiel im blau-gelben orientalischen Gewand auf. Der "Kalif von Bagdad" dementierte entschieden, dass es für ihn eine Abschiedsvorstellung sei, da er nicht wieder kandidiert. "Ich bleibe mit dem Rat verbunden", sagte er.

Diesen Hinweis verkniff sich SPD-Fraktionschef Gerd-Peter Heinrichs, der auch nicht mehr antritt. Im roten Barockgewand des Casanovas hinterließ er aber Eindruck. CDU-Bürgermeisterkandidat Frank Schneider wollte mit der Nummer eins auf seinem Football-Trikot andeuten, wer künftig das Sagen im Rathaus haben soll. Beigeordnete Marion Prell hatte, in ein langes rotes Samtkleid gewandet, die Figur von Mad Marian aus der Robin-Hood-Sage gewählt.

Fantasie bewies bei seiner närrischen Abschied auf der Rathaus-Bühne auch Magnus Staehler. Er empfing die Tollitäten als "Der letzte Samurai", im lilafarbenen Kimono, mit schwarzer Zopf-Perücke und einem japanischen Schwert bewaffnet. "Mit dem werde ich bis zum schluss gegen Bürokratie kämpfen", so der einsame Kämpfer.

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