Kundenschwund in Baumberg

Einzelhandel: Nach Fahrrad Kappitz schließt jetzt auch die Wäscherei. Alle sind sich einig, dass ein neues Zugpferd angesiedelt werden muss. Doch große Ketten sind schwer zu locken.

Baumberg. Gespannte Atmosphäre im Einkaufszentrum Baumberg: Nachdem in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass das Fahrradgeschäft von Peter Kappitz nach 33 Jahren im Februar schließt, steht jetzt fest, dass auch die gegenüberliegende Wäscherei am Freitag nach nur einem halben Jahr dicht macht. „Wir haben hier nur noch Stammkundschaft. Seit die Post vor zwei Jahren dicht gemacht hat, fehlt im hinteren Teil die Laufkundschaft komplett“, sagt die Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft, die namentlich nicht genannt werden möchte. Diese Einschätzung teilt auch Oliver Brügge von der Wirtschaftsförderung der Stadt. „Mit dem Wegfall der Post fehlt der Frequenzbringer am nördlichen Ende. Genau dort brechen jetzt die Geschäfte weg.“

Seit 40 Jahren gibt es das mitten zwischen Hochhäusern gelegene Einkaufszentrum mit 14 Ladenlokalen. Hunderte von Menschen leben dort in unmittelbarer Nähe. Im Einkaufszentrum sieht man dagegen nur wenige Passanten. „Die Leute gehen da einkaufen, wo sie alles finden. Seit in Leverkusen das große Center aufgemacht hat, ist hier noch weniger los“, sagt die Inhaberin eines Modegeschäfts. Ihren Namen möchte auch sie nicht nennen.

Die Stimmung innerhalb der Gemeinschaft der Einzelhändler scheint angespannt. Nach WZ-Informationen sind Versuche, sich auf gemeinsame Öffnungszeiten zu einigen, mehrfach gescheitert. Ein Händler kritisiert gegenüber der WZ, dass manche Geschäfte noch immer Mittagspause machen, obwohl das seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß ist.

Franz Kamitter hatte 33 Jahre lang eine Reinigung im Einkaufszentrum und ist mittlerweile für die Eigentümerfamilie Hunnenberg als Verwalter im Einsatz. Er muss zurzeit zwei Ladenlokale mit neuen Mietern bestücken und würde gern ein großes Zugpferd verpflichten, sagt aber: „Die großen Textil- oder Drogerieketten brauchen mindestens 500 Quadratmeter. Das kann ich nicht bieten.“ Stattdessen hofft Kamitter, ein Bistro oder einen Gemüseladen ansiedeln zu können. Auch einen Hundesalon könnte er sich vorstellen.

Christel Kaulen wohnt im nahen Österreich-Viertel und gehört damit zum Einzugsgebiet des Einkaufszentrums. Sie sagt: „Ich kaufe hier lediglich Drogerieartikel und Grußkarten. Für meinen Wocheneinkauf fahre ich nach Reisholz, wo ich alles auf einen Fleck finde.“

Franz Kamitter ist mit der Eigentümerfamilie, Händlern und Wirtschaftsförderung im Gespräch. Gemeinsam soll langfristig ein Branchen-Mix geschaffen werden, der eine Vollversorgung der Baumberger ermöglicht. Blumenhändlerin Doris Strenger setzt darauf. Sie ist gern im Baumberger Einkaufszentrum, hat aber eine große Sorge: „Wenn bei McDonald’s an der Heinrich-Hertz-Straße ein großer Edeka gebaut wird, könnte uns das schwer zu schaffen machen.“

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