Hilden: Messingstange wird abgerissen

An der Mittelstraße 79 soll ein Neubau mit Verkaufsräumen im Erdgeschoss und darüber Wohnungen entstehen.

Hilden. Das Schicksal des alt ehrwürdigen Hauses an der Mittelstraße 79 ist besiegelt: Der neue Inhaber hat einen Bauantrag bei der Stadt eingereicht, der den Abriss des Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Hauses und einen dreigeschossigen Neubau vorsieht.

Trotz seiner langen, mehr als 100-jährigen Geschichte steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. In einem im Jahre 2005 erstellten Gutachten bezeichnet das Rheinische Amt für Denkmalschutz das Haus lediglich als "bereichsprägend".

Prägend ist das Gebäude auch in anderer Hinsicht: "Jeder Itterstädter kennt die Gaststätte am Markt mit der immer blitzblanken Messingstange, die zu ihr emporführt und vor allem weniger standfeste Zecher sicher von dort auf die Straße geleitet." So beginnt ein Zeitungsartikel vom 7. Juli 1940 zum 40-jährigen Bestehen der "Messingstange". So hieß die Gaststätte bis sie in "Hannen Faß" und später in "Alte Messingstange" umbenannt wurde.

Die Geschichte des Hauses ist eng mit dem Namen Max Zaun-Axler verbunden. Der Gastwirt betrieb die Gaststätte bis zu seinem Tod im Jahre 1943. Er war als humorvolles Original bekannt und leitete lange Jahre als Vorsitzender den Gastwirteverein. "Besonders schätzte man seine Gabe, glanzvolle Wirtefeste vorzubereiten", heißt es über ihn in einem Zeitungsartikel zum 50-jährigen Bestehen der "Messingstange" im Jahre 1950.

Fast ebenso lang ist die Geschichte des Hildener Unternehmens, dessen heutiger Eigentümer Günter Wachtel das Gebäude aus der Gründerzeit erworben hat.

In seinen, vom Hildener Architekten Christof Gemeiner entworfenen Plänen ist der Neubau eines dreigeschossigen Gebäudes vorgesehen. Im Erdgeschoss wird ein Verkaufsladen für Produkte der Wachtel GmbH eingerichtet. Das Unternehmen hat im Jahre1923 in Hilden mit dem Bau von Backöfen begonnen.

Seit Oktober 2000 bieten die Hildener das komplette Backofenprogramm weltweit an. Unter dem Dach der Firmenzentrale an der Hans-Sachs-Straße finden weltweit 223 Mitarbeiter einen Arbeitsplatz. Gefertigt werden die Produkte an zwei Standorten: in Hilden (elektrisch beheizte Backöfen) und in Pulsnitz bei Dresden (gasbeheizte Öfen).

Der geplante Neubau soll sich zwar in die Umgebung einpassen, verzichtet aber auf die Anlehnung an das Original. Dessen für die Gründerzeit typische Mischung verschiedener Baustile wird nicht übernommen. So sind beispielsweise an den Fenstersimsen des heutigen Gebäudes Elemente des Rokoko, Klassizismus und der Renaissance zu sehen. Lange Zeit war deshalb darüber nachgedacht worden, die Fassade zu erhalten und das Gebäude von Grund auf zu sanieren.

Diese Überlegung wurde aber aufgegeben. Grund waren unter anderem die für ältere Kunden schwer zu erklimmenden Stufen vor der Gaststätte, bei deren Überwindung einst die Messingstange half.

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