Hilden: Medizin aus Designer-Sicht

Das Museum zeigt in einer Ausstellung eine künstlerische Annäherung an Fabry.

Hilden. Künstler, so heißt es oft, sehen die Welt mit anderen Augen. Der eine will sie so widergeben, wie sie ist. Ein anderer lenkt den Blick auf die Dinge hinter den Dingen. Manche richten ihr Augenmerk auf die Details, während andere die großen Zusammenhänge des Lebens in ihren Arbeiten darstellen möchten. Henning Eichinger passt in alle diese Kategorien. In seiner gestern im Wilhelm-Fabry-Museum eröffneten Ausstellung nähert er sich künstlerisch dem Leben und Werk von Wilhelm Fabry. Dabei gibt er die Dinge so wider, wie sie sind, lenkt das Augenmerk auf die Details, hebt die Dinge hinter den Dingen hervor und stellt den berühmtesten Hildener in Zusammenhang mit seiner Zeit.

"Ich bin kein Historiker", stellt Eichinger klar. Dennoch hat sich der Professor für Design auch aus historischer Sicht dem vor 450 Jahren geborenen Wundarzt aus Hilden genähert. Das Ergebnis sind Darstellungen von berühmten Zeitgenossen Fabrys. Sie stehen in einer Reihe mit Porträts zeitgenössischer Persönlichkeiten. Mit ihnen zeigt der Künstler die Folgen der medizinischen Arbeit Fabrys.

Fabry und seine Zeitgenossen sahen die Chirurgie als Reparatur des gottgegebenen Körpers an. "Heute ermöglicht es die plastische Chirurgie, jeden Körper nach den eigenen Vorstellungen zu formen", so Eichinger. In dieser Polarität zwischen dem alten und dem modernen Chirurgieverständnis, dem damaligen und heutigen Umgang mit dem menschlichen Körper, siedelt er seine künstlerische Arbeit an.

Eichinger sieht allerdings auch Gemeinsamkeiten zwischen Fabry und seinen heutigen Nachfolgern: Den Begründer der modernen Chirurgie und seine heutigen Kollegen eint der Wunsch, den menschlichen Körper in einen bestmöglichen Zustand zu bringen. Während Fabry allerdings das Bestmögliche aus medizinischer Sicht erreichen wollte, steht heute oftmals das Ästhetische im Vordergrund. "Und diese Entwicklung wird unsere Zeit stärker bestimmen als das Internet", sagt Eichinger.

Die Eichinger-Ausstellung ist die erste Veranstaltung des Museums im Rahmen des Fabry-Jahres. Mehr als 100 werden an verschiedenen Orten noch folgen. Zumindest für die noch folgenden Kunst-Ausstellungen liegt die Messlatte nun sehr hoch. "Das ist erst der Beginn der Ausstellungsreihe, und ich bin jetzt schon gespannt, was noch kommen wird", sagt Hildegard Skirde. Sie war eine von rund 100 Gästen bei der Ausstellungseröffnung und ist Mitglied in der Hildener Künstlergruppe Art-ig. Die Gruppe zeigt Ende des Jahres im Künstlerhaus H6 eine Ausstellung mit dem Titel "Fabry-Facetten".

Mit ihrem Hildener Künstler-Kollegen Bernd Gemeiner ist sie sich einig, dass Eichinger "vielseitige Techniken in ungewöhnlicher und spannender Zusammensetzung" in seinen Arbeiten präsentiert. Und Hans-Joachim Uthke sieht in der Ausstellung vor allem eine "Wahnsinnsarbeit", die durch ihre sehr freie Interpretation des Themas besteche. Auch Uthke wird mit einer Ausstellung den großen Wundarzt würdigen. Der Hildener Künstler zeigt zum Abschluss des Ausstellungsjahres im Museum seine Arbeiten zum Thema "Der Wunderdoktor von Eugen Roth".

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