Hilden: Leiharbeit im Finanzamt

In Hilden werden Steuererklärungen aus Bergisch Gladbach bearbeitet. Der Steuerbescheid kommt deshalb etwas später.

<strong>Hilden. Im Finanzamt an der Neustraße herrscht Hochbetrieb. Am 31. Mai endet die Abgabefrist für die Einkommensteuererklärung der Arbeitnehmer. Ein großer Teil der 55000Fälle aus Hilden, Haan, Monheim und Langenfeld trudelt bis dahin ein. Das ist schon viel Arbeit, die in diesem Jahr aber noch mehr wird: Etwa 9500 Arbeitnehmer-Fälle aus Bergisch Gladbach werden auch noch in Hilden bearbeitet. "Deshalb", sagt der stellvertretende Finanzamtsleiter Ulrich Franz, "dürften sich die Bearbeitungszeiten etwas verlängern". Etwa fünf bis sechs Wochen dauerte bisher durchschnittlich die Bearbeitungszeit, in diesem Jahr werden es "ein paar Tage mehr" sein. Zu allem Überfluss stehen Franz nach dem Ende 2007 erfolgten Stellenabbau durch die Landesfinanzverwaltung auch noch weniger Mitarbeiter zur Verfügung. Neun Bedienstete sind in den Ruhestand gegangen, fünf weitere in andere Finanzämter gewechselt. 268 Mitarbeiter sind geblieben. Die händeln jährlich ein Steueraufkommen von fast einer Milliarde Euro. Der Großteil stammt aus der Umsatz-, Einkommen- und Lohnsteuer. Die Kollegen in Bergisch Gladbach hat der Stellenabbau (landesweit wurden etwa 1000 Stellen eingespart) aber noch härter getroffen. Deshalb wurde die anfallende Arbeit umgeschichtet - nicht nur im Hildener Finanzamt. "Das System ist im Vorjahr schon erprobt worden", sagt Sachgebietsleiterin Martina Spürkel. Die dabei gewonnenen "positiven Erfahrungen" werden deshalb jetzt auch in Hilden angewendet. Schließlich, so Franz, sei es leichter, "die Arbeit zum Personal zu bringen, als das Personal zur Arbeit". Möglich wird das, weil alle Finanzämter in Nordrhein-Westfalen über einen Großrechner bei der Landesfinanzverwaltung in Düsseldorf miteinander verbunden sind.Die Leiharbeit für Bergisch Gladbach soll "kein Dauerzustand werden" (Spürkel). Zwei bis drei Jahre wird es aber voraussichtlich dauern, bis die unterversorgten Finanzämter ihr Personal durch fiskalische Nachwuchskräfte auf das erforderliche Maß aufgestockt haben. Bis dahin sind fünf der insgesamt 38 den Arbeitnehmer-Fällen zugeteilten Stellen im Hildener Amt ausschließlich mit Aufgaben aus Bergisch Gladbach beschäftigt. Die Arbeitnehmer-Fälle machen gut zwei Drittel aller im Finanzamt eintreffenden Fälle aus. Das andere Drittel verteilt sich unter anderem auf Einzelunternehmer, Körperschaften und Gesellschaften, deren kompliziertere Besteuerung einen großen Teil des Personals bindet. Dass die Arbeitsteilung zwischen Hilden und Bergisch Gladbach funktioniert, hat einen Grund: "Die elektronische Kommunikation ist auf dem Vormarsch", so Franz. Rund 12 000 Finanzamt-Kunden nutzen inzwischen die elektronische Einkommensteuererklärung per "Elster" (siehe Kasten) - "Tendenz steigend", so Franz, und mit "Luft nach oben". Für seine Mitarbeiter bedeute das weniger Erfassungsarbeit, weil die Daten bereits im Computer sind. Und auch der Steuerzahler profitiere unter anderem durch weniger Erfassungsfehler und meist geringerer Bearbeitungsdauer davon.

Elektronische Steuererklärung

Elster Rund 12 000 Kunden des Hildener Finanzamtes nutzen bereits die elektronische Steuererklärung per "Elster". Die dazu erforderliche Software "ElsterFormular" ist kostenlos im Finanzamt erhältlich und kann im Internet heruntergeladen werden. Sie unterstützt neben der Einkommensteuererklärung 2007 auch die Umsatz- und Gewerbesteuererklärung 2007 sowie die Umsatzsteuer-Voranmeldung und die Lohnsteuer-Anmeldung 2008. Für Arbeitgeber ist mit ElsterFormular auch die elektronische Übermittlung der Lohnsteuerbescheinigungsdaten 2007 und 2008 möglich.

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