Hilden: Helmut Stein - Physiker, Kosmopolit, Mäzen

Kultur: Helmut Stein, der Begründer des Kunstzentrums „QQTec“, wird 68. Ruhe im Ruhestand ist für ihn jedoch kein Thema.

Hilden. Mit subatomaren Teilchen und schwarzen Löchern fing alles an. Dazu kam die Leidenschaft für Jazz und Motorsport. In der kommenden Woche feiert Helmut Stein seinen 68. Geburtstag, und wenn er auf sein Leben zurückblickt, wird das eine lange Geschichte. Von Langeweile kann allerdings keine Rede sein. Weder im Leben des QQTec-Initiators, noch beim Zuhören.

Der promovierte Physiker war ein Kosmopolit. Und er ist es immer noch. "Ich kann mir nicht vorstellen, einfach so zu Hause im Sessel zu sitzen", sagt er mit Blick auf sein Alter, in dem sich andere längst in den Ruhestand verabschiedet haben.

Derweilen empfängt Helmut Stein nach dem Interview noch den Medienbeauftragten der Landesregierung zum Fachgespräch. Danach setzt er sich in den Flieger nach Berlin, um dort eine Delegation aus Singapur zu treffen. Gesprächsthema: Sein derzeitiges Projekt in Sachen digitale Fernsehstandards.

"Für so ein Leben braucht man schon eine gewissen Umtriebigkeit", sagt Helmut Stein. Seine Vita liest sich wie eine Erfolgsgeschichte aus dem Karriereratgeber. Nach dem Studium der Atomphysik, dem Doktortitel und einigen Jahren in der Forschung folgte der Wechsel zu Bosch. "Ich wollte mehr in meinem Nachlass hinterlassen als ein paar wissenschaftliche Publikationen, die auf der ganzen Welt nur 30 Leute verstehen", sagt Helmut Stein und lacht.

Überhaupt kann man mit dem Visionär, der sich in Hilden mit QQTec einen Lebenstraum erfüllt hat, in Erkrath lebt und auf der ganzen Welt Vorträge hält, viel lachen. Das Schicksal hat sich ihm oft von einer guten Seite gezeigt. Was er in die Hand nahm, hat funktioniert. Aber er ist auch in schwierigen Zeiten immer Optimist geblieben.

"Was ich gemacht habe, wollte ich richtig machen", sagt er über sein Erfolgsgeheimnis, das ihn vor ein paar Jahren sogar mit Leo Kirch an einen Tisch gebracht hat, um dazu beizutragen, den finanziell angeschlagenen Sender Premiere zu retten. Als das Werk gelungen war, ging Helmut Stein wieder.

"Mich reizen Aufgaben, die scheinbar unlösbar sind", sagt er über seinen Antrieb, der ihn damals, nach seinem Ausstieg bei Bosch, auch noch in die Vorstandsetage von Blaupunkt geführt hat. Ach ja, beinahe hätte er es vergessen zu erwähnen: Auf Blaupunkt folgte Nokia. Dorthin ging er, um den damals in den 1990-er Jahren noch unbekannten Konzern mit aufzubauen.

Den gut dotierten und sicheren Vorstandsjob bei Blaupunkt hat er selbst gekündigt, verstehen konnten das die wenigsten. "Die Karriere hat mich nie wirklich interessiert. Ich wollte meine Aufgabe gut machen, der Rest kam von selbst. Und ich hatte immer starke Chefs, die mir Freiräume gelassen haben", blickt er zurück.

Vor allem wegen seines Berufs war Helmut Stein ständig unterwegs. Weite Reisen gehören für ihn immer noch zum Leben. Nicht immer zur Freude seiner Frau Ingetraut, die als Künstlerin die QQTec-Kunstschule leitet. "Sie wartet darauf, dass ich mich mal ändere", sagt er.

Auch mit der Leidenschaft für den Motorsport musste sie sich arrangieren. Seit mehr als 40 Jahren fährt Helmut Stein Tourenwagenrennen, zweimal war er schon Europameister. In diesem Jahr lief es für ihn noch nicht so gut: Zweimal blieb sein Ford Escort - Baujahr 1972, 300 PS - auf der Strecke liegen. "Entweder ich gewinne, oder ich scheide aus", kommentiert der passionierte Motorsportler das Geschehen auf der Rennstrecke.

Und da ist es wieder, sein Lebensmotto: Entweder ganz oder gar nicht. Ein paar Altersaufgaben hat sich Helmut Stein übrigens auch schon vorgenommen. "Ich würde gern im QQTec-Dachgeschoss eine Modelleisenbahn aufbauen. Und ich sammle Stoff für ein Buch über die Entwicklung des digitalen Fernsehens", verrät er.

Von Löchern, in die mancher im Alter fällt, ist er weit entfernt. "Ich falle da eher auf einen Berg", sagt er schmunzelnd. Und wenn er einen Wunsch frei hätte, dann wäre es der: QQTec in die schwarzen Zahlen bringen, damit die Zukunft des Kunst- und Kulturzentrums über das eigene Leben hinaus gesichert ist.

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