Hilden: Der Poesie die Tür geöffnet

Die Autorin Dragica Schröder öffnet ein Türchen des literarischen Adventskalenders.

Hilden. Name: Dragica Schröder; Alter: 62; Beruf: Übersetzerin, Autorin, Managerin - Zeit-Managerin. "Alles ist eine Frage der Organisation", antwortet die Hildenerin auf die Frage, woher sie bei der Vielzahl an Aufgaben die Zeit für die Literatur nimmt.

Gedichte lassen sich schließlich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. "Dafür bleibt immer Zeit", sagt sie - zwischen den Terminen und Lesungen. Und natürlich zu Hause. Davon hat sie gleich zwei. Eins in Hilden, eins in ihrem serbischen Geburtsort.

Die Zweistaatlichkeit spiegelt sich in ihren Tätigkeiten wider. Sie ist unter anderem Mitglied des serbischen und des deutschen Schriftstellerverbandes sowie Gründerin und Vorsitzende des Jugoslawisch-Deutschen Kulturvereins Hilden. Ihre Kurzgeschichten und Gedichte erscheinen in zwei Sprachen.

Dafür erhielt sie schon zahlreiche Auszeichnungen - in Serbien und Deutschland. Zuletzt wurde sie im Jahr 2007 mit der Goldenen Nadel und Urkunde der Kultur- und Bildungsgemeinschaft Serbiens für ihren langjährigen Beitrag zur Kulturentwicklung ausgezeichnet.

Daran hatte Dragica Schröder nicht gedacht, als sie 1973 als "Gastarbeiterin" angeworben wurde. "Ich wollte drei Jahre in Deutschland bleiben, um Deutsch zu lernen. In Jugoslawien verdiente man fünf Prozent mehr, wenn man eine Fremdsprache beherrschte." Damals lag sie mit ihrem Zeit-Management falsch: "Herbert kam dazwischen." Herbert Schröder. Fortan teilte ihr Ehemann das heimatliche Doppelleben seiner Frau.

"Ich kann nicht untätig herumsitzen", sagt die Autorin. Also nutzt sie ihre Zeit für die Literatur - und die Literaten. Darum gründete sie 1995 den Jugoslawisch-Deutschen Kulturverein. "Als Jugoslawien zerfiel, wollten wir damit allen eine Heimat bieten, die sich in den nationalstaatlichen Vereinen nicht aufgehoben fühlen", sagt sie im Rückblick.

Anfangs konzentrierte sich der Verein auf die humanitäre Hilfe für Menschen im ehemaligen Jugoslawien. Heute liegt der Schwerpunkt auf den kulturellen Veranstaltungen. Jährlicher Höhepunkt ist dabei die Verleihung des Literaturpreises "Kocic Feder". Die "Stiftung Petar Kocic" aus Banja Luka (Belgrad) würdigt damit seit 2001 die Arbeit von Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in der Diaspora leben und Texte in zwei Sprachen veröffentlichen. Dragica Schröder war die erste Preisträgerin.

Dass der Literaturpreis in Hilden verliehen wird, ist Dragica Schröder zu verdanken. Und der Unterstützung durch die Stadt, namentlich durch Bürgermeistera.D. Günter Scheib. Deshalb hat sie ihm ihr neuestes Buch gewidmet: "Sanfte Berührung der Mutter". Die Texte (zweisprachig) stammen von Mitgliedern des Deutsch-Jugoslawischen Kulturvereins und Gastautoren.

Mit diesem Buch revanchiert sich Dragica Schröder auch für die Unterstützung durch die Stadt Hilden. Als Mitglied der Gesellschaft für Literatur in Nordrhein-Westfalen öffnet sie das 22. Türchen eines literarischem Adventskalenders. Mit Unterstützung des NRW-Ministerpräsidenten wird es dabei vom 1. bis 24. Dezember unter dem Motto "Die ganze Welt in NRW" jeden Tag jeweils eine Lesung in einer Stadt geben.

Dragica Schröder liest am Dienstag, 22. Dezember, in der Wilhelm-Fabry-Realschule aus den Geschichten und Gedichten für kleine und große Kinder.

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